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Franzisca Otto, als #Womanofaction, portraitiert by xeit. Die Luzerner Lehrerin über den Einsatz von Social Media im Lehrpersonen-Alltag.

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Franzisca und ich haben gemeinsam in Luzern studiert und gewohnt. Entwickelt haben wir uns in unterschiedliche Richtungen, jedoch finden wir immer wieder Gemeinsamkeiten und Projekte, die wir gemeinsam angehen können.

Franzisca ist seit 9 Jahren Lehrerin an einer Stadtschule in Luzern. Neben ihrem Job als Lehrerin bewirtschaftet sie auch ihren Instagram Kanal @unterichtsgeplauder. Auf dem Kanal gibt es nicht nur Inspiration für Lehrpersonen, sondern auch für alle, die ihren Alltag mit Kindern meistern. Ich habe Franzisca bereits öfters live als Lehrerin erlebt und kann bestätigen, dass hier ganz viel Womanpower dabei ist. Vielen lieben Dank, dass du heute meine Interviewpartnerin bist.

Wie startest du in den Tag?

Mit einem guten Kaffee und natürlich meinem Smartphone nebendran und schaue, was mich erwartet. Der digitale Kalender ist für mich sehr wichtig. Anschliessend schaue ich, was für Nachrichten per WhatsApp, per Mail oder per SMS hereingekommen sind. Oft schicken Eltern oder Erziehungsberechtigte so die Abmeldungen ihrer Kinder. Nachher, wenn ich genug Zeit habe, gehe ich noch auf Instagram und schaue, was dort läuft.

Du hast «Abmeldung» gesagt, heisst dies, dass die Eltern per SMS ihre Kinder abmelden?

Ja. Es ist so, es soll eine einfache Kommunikation möglich sein und mir ist das noch Recht, wenn die Eltern das kurz schreiben und sagen, dass sie zum Beispiel heute um 11:00 ein Zahnarzttermin haben und dass sie sie um 10:55 abholen kommen oder ob ihr Kind erkältet zuhause bleibt. Das ist sehr unkompliziert und passiert oft per WhatsApp. Es gibt bereits Tools, wie das App «KLAPP», welches extra für die Elternkommunikation in Schulen entwickelt wurde. Elternbriefe, Abmeldungen und weitere Informationen werden digital mit den Eltern ausgetauscht. Solche Tools kommen, bis jetzt waren sie aber noch nicht gross im Einsatz und an vielen Schule läuft vieles noch analog. Einzelne Schulen arbeiten bereits mit dem, aber bei uns dauert es noch ein wenig. Wir werden bald mit einer Testphase starten und in Pilotklassen diese App einsetzten und ihre Tauglichkeit prüfen.

Ist ja auch noch aufwendig, wenn die Eltern die App noch herunterladen müssen.

Vielleicht, aber ist dann wirklich nur noch dieser Kommunikationskanal.

Ah dann ist es konsequent der Kanal?

Denn jetzt passiert die Kommunikation via WhatsApp, SMS; Telefon, Mail oder ein Kind richtet die Nachricht aus. Die Hoffnung ist, dass man alles in einem Kanal zusammenfassen kann und nur noch einen Kommunikationsweg hat.

Was sind unverzichtbare Tools in deinem Alltag? Und für was nutzt du diese?

Wir arbeiten mit Office 365 und dort ist Teams ein Tool, was unverzichtbar ist. Ich habe gerade Schüler*innen, welche in Quarantäne zu Hause sind und wir kommunizieren über Teams. Ich hatte heute Morgen einen Videochat mit ihnen. Der Videochat ist viel «freundlicher» als das klassische Telefon.

Du bist Klassenlehrerin von einer 3. und 4. Klasse. Haben alle bereits einen Teams-Account?

Ab der 3. Klasse haben sie einen persönlichen Office 365 Zugang. Und sie können die ganzen Instrumente von Office nutzen.

Die Schüler haben schon vorher eine Einführung gehabt, oder?

Die beiden Schüler, die in Quarantäne sind, jetzt spezifisch in dem Fall nicht, aber sie haben ältere Geschwister und Eltern, welche mit Teams versiert sind. Das wurde im Vorfeld mit den Eltern abgeklärt. Ich mache das nur, wenn die Eltern informiert sind und es für sie stimmt. Generell wollen wird die Eltern und Kinder nicht mit den neuen Tools ohne Einführung überfordern. Sobald wir aber auf neue Tools oder Lernsoftwares umsteigen, gibt es immer eine Einführung.

Die Nutzung von Office 365 ist aber schon Corona bedingt entstanden oder ist das generell?

Ganz klar. Durch den Lockdown, den wir vor einem Jahr hatten, hat unser ganzes IT-System einen Riesensprung gemacht. Wir sind schneller vorangekommen als in den letzten 10 Jahren, was den Mediengebrauch im Unterricht betrifft. Familien und auch wir als Lehrpersonen mussten während des Lockdowns extrem viel Neues lernen und es gibt immer wieder neue Sachen, die hinzukommen. Wir haben dies aber gut gemeistert.

Braucht ihr Lehrpersonen Teams auch für die Kommunikation untereinander?

Ja, wir nutzen Teams als Kommunikationsplattform. Das heisst, dass jegliche Dateien dort abgelegt werden, verknüpfte OneNote Dateien sind auch ein Bestandteil, welche aktiv für To-do-Listen und die Kommunikation genutzt werden. Ebenfalls nutzen wir aktiv die Chat-Funktion.

Aber Mail braucht ihr auch noch zum Kommunizieren?

Ja, dies ist die förmlichste Version. Wenn etwas kommuniziert werden muss, was wichtig ist, dann passiert dies ganz klar per Mail. Teams ist ein unterstützendes Tool für den Alltag. Zum Beispiel habe ich ein Ausflugsziel für die Klasse gesehen, welches auch für andere Lehrpersonen interessant sein könnte. Dann poste ich den Link bei den Beiträgen im Teams.

WhatsApp braucht ihr nicht auch noch?

Untereinander mit den Lehrpersonen haben wir eine WhatsApp Gruppe, diesen Kanal nutzen wir für private Zwecke oder für soziale Anlässe. Teams und Mail ist arbeiten und WhatsApp ist privat.

Du hast ja selber einen extrem coolen Instagram Account und zwar @unterrichtgsgeplauder. Welche Plattform nutzt du mehr als Inspirationsquelle: Instagram oder Pinterest?

Dies hat sich in den letzten Jahren verändert. Am Anfang ganz klar Pinterest. Weil es neu für mich war und ich Instagram noch nicht richtig kannte. Ich habe neue Ideen bekommen und habe mich von Beiträgen inspirieren lassen. Mittlerweile ist es aber schon mehr Instagram. Auf Instagram kann ich mich auch mit Gleichgesinnten austauschen und bin so immer auf dem neusten Stand der Trends.

Wie wichtig ist Social Media bei deinem Job?

Gar nicht. Auf meiner Stufe im Alltag hat es für die Kinder noch nicht so einen grossen Stellenwert. Bei den Kindern gibt es vereinzelt welche, die bereits Social Media nutzen, dies aber meistens wegen ihrer älteren Geschwister. Genutzt werden die Plattformen TikTok oder auch zum Teil Instagram. Die meisten Kinder bekommen in der 5. oder 6. Klasse ein Handy zu Weihnachten. Deshalb ist dies ab dem Zeitpunkt etwas, was zum daily Live gehört und dann wird dies auch in der Schule thematisiert. Dann haben sie plötzlich eine WhatsApp Gruppe. Dies ist aber in der dritten und vierten Klasse noch nicht so relevant. Wir thematisieren Social Media mit ihnen im Unterricht. Hier ist es wichtig, dass sie wissen, wie sie sich in der Öffentlichkeit präsentieren und wie sie ihre Privatsphäre schützen. Was passiert, wenn ein Foto jemandem geschickt wird? Es wird klar kommuniziert, dass man bloss mit der Fotozustellung ein Macht über die Fotorechte verliert.

Lehrpersonen nutzen Social Media nur privat. So wie ich auch. Mein Instagram Account ist privat entstanden und ist zu einem Hobby geworden. Hier werden wirklich nur coole Sachen gepostet, bei denen ich das Gefühl habe, dass es noch weitere Lehrpersonen interessiert. Ich poste auch nur Gegenstände oder Produkte. Mir ist der Datenschutze sehr wichtig und ich würde nie ein Bild von einem Kind auf meinem Account veröffentlichen.

Ah cool, das wird wirklich besprochen. Wie geht ihr im Unterricht mit Social Media um? Gibt es feste Themen im Schulplan? Ist das Thema Datenschutz bereits relevant?

Ja, das besprechen wir wirklich. Wir besprechen es aber nicht nur auf digitaler Ebene, sondern versuchen mit theaterpädagogischen Mitteln den Datenschutz zu visualisieren, damit er für die Kinder sichtbar wird. Diese Übungen veranschaulichen den Kindern besser, was der Datenschutz im Umgang mit Sozialen Meiden bedeutet. So können sie es am Körper erfahren und nicht nur digital am Computer sehen. So ist das ganze Thema greifbarer.

Nutzt du als Lehrerin auch neue Plattformen wie TikTok? TikTok zieht ja extrem bei den Jungen. Nutzt du dies als Lehrerin auch schon?

*Seufz*, nein nicht wirklich. Das ist für mich weit weg, also ich sehe Beiträge auf Instagram, die mit Tik Tok erstellt wurden. Schaue sie mir an und staune meist. Es ist mehr faszinierend, aber es ist noch nicht so, dass es bei mir ein Bedürfnis auslöst, Tik Tok zu nutzen. Vielleicht bin ich doch schon zu alt. Oder vielleicht sieht das in einem Jahr anders aus.

Noch nicht?

Noch nicht, wer weiss. Ich finde immer, die Zeit verändert sich und plötzlich ist etwas interessant, das man vorher nie machen wollte. Das war auch mit meinem Instagram-Account so. Man schaut halt was so passiert. Ich denke, man sollte offen und flexibel bleiben.

Wie sind Lehrerinnen und Lehrer online vernetzt? Bei uns im Marketing Job ist vor allem LinkedIn so ein Thema, wie ist es bei euch?

Schulübergreifend, wenn es wirklich serious Business ist, sind wir meist über Teams oder Mail vernetzt. Da gibt es verschiedene Teams, bei denen man aktiv mitarbeitet.

Wenn es mehr als Inspirationsquelle für einen selbst dient, dann ist es bei mir Instagram. Dort entsteht aktuell eine Community, wo man sich aktiv austauschen will und kann. Man ist sogar so weit, dass bald ein physisches Treffen statt finden wird, nicht nur über den Online-Kanal, sondern das Interesse steigt zu sehen, wer wirklich hinter den vielen wunderbaren Accounts steht. 

Vernetzt wird weiter auch an Tagungen und Weiterbildungen. Hier sind wir noch sehr klassisch unterwegs, der analoge Weg spricht viele an. Flyers liegen auf oder in Bildungszeitschriften hat es interessante Anzeigen. Wir sind langsamer unterwegs. Ist aber auch gut.

Ein Tag ohne .. (FB, Insta usw.) geht nicht. Wieso? 

Ich habe es ausprobiert – ich habe eine ganze Woche lang ohne gelebt.

Ohne was?

Ohne Social Media. Ich habe eine «Flimmerpause» im Mai gemacht. Die Medien im Arbeitsalltag (Mail, Teams oder die Tools) habe ich natürlich genutzt, weil das in Verbindung mit der Arbeit ist und darauf kann man fast nicht verzichten, sonst gehen wir zurück in die Steinzeit, wie ich finde. Aber ich habe den privaten Austausch per WhatsApp oder Instagram auf null heruntergefahren. Ich muss sagen, die ersten paar Tage waren ziemlich heavy. Der Griff zum Handy ist sehr schnell und man merkt gar nicht, wie oft man zum Handy eigentlich greift. Das ist mir bewusst geworden. Ich habe gemerkt, am Anfang hat es mich unter den Fingernägeln gekribbelt, und ich dachte, ich würde gerne tote Zeit noch mehr totschlagen, indem ich einfach surfe und nachschaue, was so in der grossen Welt passiert. Aber nach Tag 4,5,6,7 habe ich gemerkt, es ist gar nicht so relevant. Ich kann auch ohne mein Smartphone und ohne die Tools im Privaten ganz gut Leben. Erstaunlich.

Wie hat die Klasse darauf reagiert?

Genau, die Klasse hat auch mitgemacht, wir haben dies als Klasse gemacht. Bei ihnen ging es vor allem um den Fernsehkonsum, dass sie nicht nur so viel Zeit vor dem Bildschirm verbringen und/oder Gamen. Als Konsequenz haben die Kinder mehr abgemacht und neues ausprobiert. Zum Beispiel hat sich eine Gruppe von Kindern zum Sushi machen getroffen oder zusammen etwas gebastelt. Es gab Kinder, welche gedacht haben, sie müssen in dieser Zeit mal ihren Kleiderschrank ausmisten und aufräumen. Oder mit der Mutter mal wieder einkaufen gehen. Das war etwas, was sie sehr genossen haben – die Zeit miteinander – und das bewusste Abmachen miteinander und das Geniessen zusammen. (Und wir machen es im Mai wieder)

Kategorie:  Interview

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