Nächster Halt TikTok. Warum jetzt alle einsteigen sollten
Anfang November 2018 haben wir auf unserem Blog zum ersten Mal über TikTok geschrieben. Seither sind nicht nur einige Posts dazu gekommen, sondern auch einige Nutzerinnen und Nutzer. Mittlerweile sollen es rund 800 Millionen aktive User sein (180 Millionen im November). Und die Social-Media-Studie 2021 von xeit bestätigt: Auch in der Schweiz ist die Video-App im Mainstream angekommen. Für alle, die langfristig im Gespräch bleiben wollen, ist es nun höchste Zeit, TikTok beizutreten. Hier erfahrt ihr, warum und was euch dort erwartet.
Wie alles begann
Am Anfang hiess TikTok nicht TikTok, sondern Musical.ly. Die App wurde von zwei Chinesen entwickelt und 2014 veröffentlicht. Sinn der Sache: User machen Videos, wie sie zu einem Song ihre Lippen synchron bewegen und tanzen, turnen, hüpfen usw. Die Kurzvideos sollten die Produzierenden wie das Publikum gleichermassen unterhalten, was vor allem bei Jugendlichen gut ankam: Zwei Jahre nach der Veröffentlichung verzeichnete Musical.ly 140 Millionen Userinnen und User. Diese wurden übernommen, als 2017 der chinesische Internet-Konzern und Besitzer von TikTok, Bytedance, die App kaufte und sie im August 2018 vollständig in TikTok aufgehen liess. TikTok startete seine vielversprechende Karriere also mit einer stattlichen Anzahl Nutzenden, schaffte es, diese innert kurzer Zeit zu vervielfachen und zu den weltweit am schnellsten wachsenden mobilen Apps zu werden.
Einfach, aber gut: Videos auf TikTok
Die Hauptfunktion von TikTok ist das Aufnehmen und Bearbeiten – zum Beispiel mit Spezialeffekten und Filtern – von Clips und das Anschauen solcher.
- Man wählt eine Audiospur aus
- Man nimmt zu dieser Tonspur ein Video direkt mit dem Smartphone auf oder wählt ein zuvor erstelltes Video
Videos können so lange dauern wie die gewählte Tonspur, maximal aber 60 Sekunden. Nach wie vor wird in vielen Videos gesungen oder getanzt, es sind zunehmend aber auch Anleitungen, Tutorials oder Sketches zu finden.
Challenges und Influencer
Immer wieder sorgen sogenannte TikTok Challenges für grosse Aufmerksamkeit. Insbesondere im Frühling 2020, als sich die ganze Welt im Lockdown befand, fanden solche Challenges grossen Anklang, da man sich mit Gleichgesinnten zumindest online zusammenfand und ein Verbundenheitsgefühl entstand. Bei einigen Challenges, die meistens Tänze oder lustige Tests sind, beteiligten sich sogar Polizeikorps, Feuerwehren und anderen Institutionen. Dies zeigt, wie breit das Interessen an TikTok bereits ist und wie schnell gewisse Inhalte viral gehen können.
Nachfolgend drei Beispiele für TikTok Challenges:
#BlindingLights
Die User führen zum gleichnamigen Song des kanadischen R&B-Sängers The Weeknd einen routinierten Tanz aus, immer mindestens drei Leute gleichzeitig. Die Challenge fand weltweit Anklang, auch auf Baustellen und in Spitälern. Sie gilt als Quarantäne-Projekt und sollte die Menschen anspornen, die Zeit zu Hause kreativ zu nutzen.
#jerusalema
Ähnliches war die Jerusalema-Challenge. Auch sie sollte die zermürbenden Pandemiemonate aufhellen. Auch hier tanzten Mitarbeitende von Spitälern und Polizeidienststellen auf der ganzen Welt. Allerdings hatte diese Challenge einen fahlen Beigeschmack. „Warner Music“, Besitzer der Lizenzen des Songs „Jerusalema“, forderte von Firmen usw. Geld für die Verwendung ebendieses ein.
#cleansnap
Ein paar Challenges sind dazu da, die Umwelt etwas besser zu machen. Im Rahmen der #cleansnap-Challenge von 2019 wurde die TikTok Community dazu aufgefordert, zugemüllte Orte aufzuräumen und die Leistung via Vorher-Nachher-Bildvergleich zu beweisen. Beliebtes Sujet waren dabei verschmutze Strände.
Nicht vergessen, TikTok ist eine Social-Media-Plattform und wo Social Media sind, sind auch Influencer. Spannend ist, die mit 115 Millionen Abonennt:innen beliebeste TikTok Influencerin überhaupt ist die 2004 geborene Charli D’Amelio. Sie ist ein „Produkt“ dieser Plattform und mit und dank ihr und ihrer scheinbar wirkmächtigen Community berühmt und reich geworden. Zum Vergleich: Auf Instagram darf sich Cristiano Ronaldo über die meisten Follower (über 300 Millionen) freuen. Dieser ist gemeinhin als weltbester Fussballer bekannt und feiert immerhin schon in wenigen Jahren seinen 40. Geburtstag …
Darum ist TikTok so erfolgreich
Noch immer ist die Hauptzielgruppe von TikTok die Generation Z. Das Angebot scheint bei den jungen Menschen einen Nerv getroffen zu haben. Die Bedienung ist sehr einfach, der hinterlegte Musikkatalog sehr umfangreich und die Bearbeitungsmöglichkeiten der Videos sind äusserts vielseitig. Ein richtiger Spielplatz also für jene, die mit Smartphones und ihren Funktionen aufgewachsen sind. Hinzu kommt, dass Videos bei dieser Generation das beliebteste Online-Format sind. Dass sich die App ausschliesslich darauf konzentriert, dürfte ein entscheidender Vorteil sein. Ein vergleichbares Konkurrenzangebot existiert momentan (noch) nicht.
Ein weiteres ausschlaggebendes Moment, welches TikTok von anderen Social-Media-Plattformen unterscheidet und es auch für Firmen so interessant macht: Jedes hochgeladene Video hat das Potenzial, viral zu gehen. Warum? Weil der TikTok-Algorithmus die häufig ausgespielten Videos nicht basierend auf die Grösse der Fanbase eines Accounts auswählt, sondern jedes Video neu bewertet. Insofern kann der grosse Coup schon mit relativ wenig Aufwand gelingen. Ein Beispiel ist der schottische Pöstler Nathan Evans. Im April 2021 lud er ein Video hoch, in dem er ein neuseeländisches Seemannslied aus dem 19. Jahrhundert interpretiert. Innerhalb kürzester Zeit wurde das Video rund um den Song „Wellerman“ 150 Millionen Mal angeschaut, in der Schweiz, in Österreich, Deutschland, Holland, Belgien und Norwegen landete Evans damit einen Nummer-1-Hit. Wenn das mal keine Motivation ist, bei TikTok dabei zu sein …
Fazit
Die Begeisterung für diese Art von Content und die Möglichkeiten durch TikTok wächst. Gemäss unserer Umfrage ist altersunabhängig bereits jede dritte Schweizerin, jeder dritte Schweizer auf TikTok. Mal mehr, mal weniger aktiv. Regelmässig gehen Challenges und Aktionen von TikTok viral und ziehen unzählige Nachahmende nach sich. Und trotzdem gibt es nach wie vor viele Unternehmen, die sich vor dem TikTok-Auftritt scheuen. Wer es dennoch tut, dem ist die Aufmerksamkeit schon fast garantiert.
Seit ein paar Monaten können in der Schweiz auch TikTok Ads geschaltet werden. Aber auch ohne bezahlte Werbung bietet TikTok den Firmen grosse Chancen. Ist es nicht noch besser, die Aufmerksamkeit ohne Bezahlung, nur durch Präsenz und Teilnahme zu gewinnen? Auch wenn TikTok etabliert ist, so zeugt es doch immer noch von Mut und Innovation, als Unternehmen an Challenges teilzunehmen und diese kreativ umzusetzen. Dass man es damit sogar in die Medien schafft, ist gar nicht so abwegig. Es kommt gut an, sich auch als über 30-Jährige:r auf die Welt der Jugendlichen einzulassen und dort auf Augenhöhe mit ihnen zu kommunizieren. Sofern man es nicht übertreibt.
Ihr müsst nun natürlich nicht zum Influencer mutieren oder jeden Tag mit einem neuen lustigen Video aufwarten. Zu Beginn genügt es, sich als stille:r Zuschauer:in mal etwas auf der Plattform umzusehen. Wenn man schon TikTok-Luft geschnuppert hat, ist man dann auch bereit, wenn es richtig losgeht mit TikTok-Marketing.
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