Easter Eggs – die bunte Versüssung im digitalen Alltag
Easter Eggs (dt. Ostereier) suchen im Mai? Aber Ostern ist doch schon vorbei? Stimmt! Aber in diesem Beitrag geht es nicht um die buntgefärbten Hühner- oder die süssen Schoggieier, welche man zu Ostern versteckt, sondern um digitale Leckereien, die das Online-Leben etwas farbiger machen.
Easter what?
Digitale Easter Eggs sind, wie die Ostereier zu Ostern auch, versteckt, man muss sie also zuerst suchen. Das Prinzip der Easter Eggs ist, dass für die Nutzerinnen und Nutzer einer Webseite ein geheimes Extra hinzugefügt wird, welches sie nicht auf den ersten Blick erkennen bzw. finden. Besonders bekannt ist diese Methode bei Computer- oder Online-Games, wo Programmierer ihr besonderes Können in einer «Nische» des Spiels beweisen, indem sie eine geheime Welt programmieren, welche nur durch ganz bestimmte Bedienungen betreten werden kann. Dies rührt daher, dass sich die Programmierer bei den Gamern die Anerkennung als Erschaffer des Games sichern möchten, da sie die Urheberrechte an die Gamehersteller abtreten und nicht (mehr) persönlich als Urheber hervortreten können.
Easter Eggs sind aber auch in der Filmwelt sehr beliebt. Oftmals handelt es sich hier um ein Zunicken eines Film zu anderen Filmen aus demselben Filmstudio oder zu alten Filmklassikern. Disney und Marvel Studios deuten heimlich auf weitere Disney- bzw. Marvelfilme hin. So möchten sie zeigen, dass sich die Geschichten im selben Universum abspielen. Im Hollywoodfilm «La La Land» beispielsweise sind bemerkenswert viele versteckte Hinweise auf Hollywoodfilme aus dem Golden Age zu finden, um dem Film so eine romantische Zeitlosigkeit und zu verleihen und bei den Zuschauerinnen und Zuschauern nostalgische Gefühle zu wecken.
Die Henne der Easter Eggs
Das Prinzip der Easter Eggs gibt es bereits seit der Renaissance. Schon damals hatte man Objekte oder Symbole in Gemälden versteckt, welche nur aus dem perfekten Blickwinkel oder mit einem Spiegel erkennbar wurden. Diese Spielerei nennt man «Anamorphose» (ἀναμόρφωσις), was die altgriechische Bezeichnung für «Umformung» ist.
Beim folgenden Bild sieht man, dass das Sujet ohne den zylinderförmigen Spiegel keinen Sinn ergibt. Erst durch die Verzerrung des Zylinders erscheint ein harmonisches Bild, das der Künstler im bunten Wirrwarr der Leinwand versteckt hat.
Süsse Erinnerungen schaffen
Easter Eggs haben zweierlei Vorteile:
- Der erste Vorteil liegt auf der Hand: Easter Eggs machen Spass! Sie sind eine kindliche Spielerei mit maximalem Funfactor für die Userwelt. Deren Erschaffung und Auffindung setzten jedoch Geschicklichkeit und Können voraus. Mit Easter Eggs können Programmierer also die Zuneigung der Nutzer erlangen und sich damit gleichzeitig von der Konkurrenz abheben und somit zur User Experience beitragen.
- Das Erstellen und die Suche nach den Easter Eggs bzw. deren Auffindung bilden eine Art Insider. Wird ein Easter Egg gefunden, möchten es viele andere User ebenfalls finden. Sie beginnen so, sich unbewusst aber intensiv mit dem entsprechenden Produkt auseinanderzusetzen. Mit der «Eiersuche» können auch Personen angesprochen werden, die sich sonst nicht unbedingt damit befassen würden. Hat man das Easter Egg erst einmal gefunden, löst dies das Gefühl aus, dass man durch sein Insider-Wissen etwas näher am Produkt und Teil eines Vertrauenszirkels ist. Genau dieses Vertrauen bindet zudem bestehende Kunden, da diese auch Teil des Geheimnisses sein möchten.
Achtung, fertig, suchen!
Easter Eggs haben es in sich. Sie sind gut versteckt und oft stösst man nur zufälligerweise darauf oder aber man stöbert sie nach einer sehr langwierigen Suche auf. Die Zeit dafür hat heutzutage aber fast niemand und die Geduld, zufälligerweise darauf zu stossen, sowieso nicht.
Deshalb folgt hier eine Liste der erwähnenswertesten Easter Eggs, die eine Suche wert sind.
SBB Easter Egg
Die SBB-App hat im Dezember 2018 ein Update herausgegeben, welches ein geheimes Spiel enthält, von dem – laut Radio Zürichsee – nicht einmal die SBB intern etwas gewusst haben soll.
Gibt man bei der Fahrplansuche in den Feldern «Von» und «Nach» denselben Abfahrts- und Bestimmungsort ein, erscheint ein Kondukteur mit einer «Hoppla!» Sprechblase. Klickt man nun mehrfach auf diesen Schaffner, öffnet sich ein Spiel, bei dem ein Männlein einem Zug hinterherrennt und dabei Gegenstände überspringen muss. Dazu ertönt Musik, die an die Durchsage-Melodie der SBB angelehnt ist.
Google Easter Eggs
Google ist der unbestrittene Champion im App-Easter-Egg-Bereich, wenn es um die Zahl der unterschiedlichen versteckten Features geht. Google hat gleich mehrere Easter Eggs in seinen Produkten versteckt:
Google Hangouts Easter Eggs.
Regelmässige Google-Hangouts-Nutzer werden wahrscheinlich bereits das eine oder andere Mal (unfreiwillig) auf Easter Eggs gestossen sein. Diese Easter Eggs sind zwar sehr amüsant und hochwertig gestaltet, können einem aber nach einer bestimmten Zeit vielleicht etwas auf den Geist gehen. Die Empfänger haben es nämlich nicht immer in der Hand, die Easter Eggs wieder abzustellen.
Hier folgt eine Auswahl der witzigsten und besten Easter Eggs auf Google Hangouts:
- Gibt man /ponystream ein, so reiten zahlreiche Ponys durch den Chat. Erst wenn der Versender nochmals /ponystream eingibt, ist die Ponyparade beendet. Wer seinen Chatpartner nur ein bisschen ärgern möchte, kann die Ponyparade mit /ponies auf ein einzelnes Pony verkürzen.
- Durch den Befehl /shydino versteckt sich ein scheuer Dino hinter einem Haus.
- Durch den Befehl /corgis bahnt sich ein wendiger Corgi sich seinen Weg durch den Chat.
- /bikeshed lösst einen Farbwechsel der Chatfenster aus. Dummerweise muss man den Befehl so oft wiederholen, bis man wieder bei der ursprünglichen Farbe ist bzw. bis man eine Farbe gefunden hat, die einem gefällt. Es ist nicht möglich, mit einem einzigen Befehl zum Ursprung zurückzukehren.
- /pitchforks löst einen wütenden Mob aus, der mit Heugabeln durch die Gegend rennt.
- The Konami Code: Lässt man den Cursor im Chatfenster und tippt Tastenkombination «hoch, hoch, runter, runter, links, rechts, links, rechts, b, a, Enter» ein, dann verwandelt sich der Chathintergrund in eine schöne Berglandschaft.
- Man kennt sie, die mühsamen Fragen, auf welche man einfach keine Antwort weiss. Gibt man /8ball ein, so übernimmt die magische achter-Kugel das Antworten.
AndroidOS Easter Eggs
Eingefleischte AndroidOS Fans werden wissen, dass bis zur aktuellsten Version Android 10 bisher jedes Update den Namen einer süssen Leckerei hatte. Die bisherigen Namen waren u.a. Nougat, Oreo, Marshmallow, Honeycomb, KitKat, Lollipop, JellyBean oder Pie. Doch was viele nicht wissen, ist, dass mit jedem Betriebssystem-Update ein neues Easter Egg versteckt wird. Leider hat Google mit Android 10 die Süssigkeiten-Tradition beendet und das Update schlicht «Q» genannt. Die Easter Eggs aber sind geblieben. So findet ihr die versteckte Überraschung:
- Einstellungen öffnen
- «Über das Telefon» anklicken
- «Android Version» anklicken
- Klickt mehrfach auf die angezeigte Android-Version. Nun taucht ein neues Bild auf. Das ist jeweils das Zugangstor zum eigentlichen Easter Egg.
- Die Nummer 1 lange gedrückt halten und anschliessend in die Null legen, sodass sich daraus ein «Q» bildet (da das Update «Q» heisst). Anschliessend öffnet sich das eigentliche Geheimnis.
Google Chrome Dinosaurier-Spiel
Will man mit dem Google-Chrome-Webbrowser etwas suchen, hat jedoch keine Internetverbindung, erscheint ein kleiner, süsser Oldschool-Dinosaurier, der die fehlende Internetverkündung ankündigt. Klickt man dann auf die Leertaste, so wird ein Spiel aktiviert, bei dem der Dinosaurier über Hürden springen muss.
Bletchley Park
Dieses Easter Egg ist, da ich ein Geschichtsfan bin, mein absoluter Liebling! Gibt man bei Google «Bletchley Park» ein – der geheime Stützpunkt für die militärischen Codeentschlüssler während des zweiten Weltkrieges und der Arbeitsort von Alan Turing, dem Erfinder der Enigma-Entschlüsselungsmaschine –, so wird einem der Ort in codierter Schrift angezeigt. Zudem kann man direkt den Entschlüsselungsprozess anschauen.
Atari Breakout
Gibt man bei Google «Atari Breakout» ein und klickt auf die Bildersuche, so wird ein verstecktes Spiel gestartet. Weitere Spiele findet man mit den Suchbegriffen: «pac-man», «tic tac toe», «solitaire» oder «play dreidel».
Askew
Tippt man «askew» (dt. schief) ein, lässt Google das Suchbild wortwörtlich schief erscheinen.
Ähnliche witzige Dinge passieren bei den Suchbegriffen: «marquee HTML», «do a barrel roll» und «blink HTML».
Flip a Coin
Ihr wollt Kopf oder Zahl spielen, habt aber keine Münze zur Hand? Dieses Google Easter Egg löst dieses Problem, in dem man «flip a coin» eingibt. Ähnliche Features findet man mit den Suchbegriffen «roll a dice» (dt. würfeln), «spinner», «bubble level» (dt. Wasserwage), «metronom»
Anagramm
Sucht man nach dem Wort «Anagramm», wird «Meintest du: mama rang», also das Anagramm von Anagramm, vorgeschlagen.
Wizard of Oz
Sucht man bei Google nach «Wizard of Oz», entdeckt man Dorothys rotblinkende Schuhe in der Suchanzeige. Klickt man auf die Schuhe, wirbelt ein Tornado über den Bildschirm, dazu ist der berühmte Satz «There’s no place like home» aus «Der Zauberer von Oz» zu hören. Klickt man nun auf das Tornado-Symbol (dort, wo zuvor die Schuhe waren), fliegt man wieder zurück.
Ähnliche Spielereien entdeckt man, wenn man die Charaktere der TV-Show «Friends» googelt. Besonders lohnenswert: «Phoebe Buffay» oder «Monica Geller». Ebenfalls witzig ist es, «Thanos» zu googeln. Dazu kann man nur sagen: ein unvergessliches Erlebnis. 😉
Fazit
Easter Eggs im digitalen Garten von Softwareprodukten zu suchen, unterscheidet sich eigentlich nicht gross von der Suche nach echten Ostereiern im grünen und blühenden Garten. Es ist aufregend, witzig und man wird am Schluss mit einer Süssigkeit belohnt. Die kleine digitale Versüssung bietet Unternehmen die Möglichkeit, Nähe und eine Vertrauensbasis herzustellen und ermöglicht schliesslich – im besten Falle – auch eine stärkere Kundenbindung.
Möchten auch Sie mit Games spielerisch leicht positive Erinnerungen schaffen und so ihren Kunden den Tag versüssen? Wir unterstützen sie gerne dabei.
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