Der neue Digital Divide
Im lesenswerten Tagi-Magi-Artikel berichtet der Autor von den Ansichten und dem neuem Buch eines gewissen Evgeny Morozov. Er ist der neue Held der Internetkritiker. Er macht unter anderem so pointierte Aussagen wie zum Beispiel „Nimm 1000 Worte Bullshit und nenn es Blog“… Der kritische Geist berichtet aber auch von einem neuen Digital Divide, was mein Interesse geweckt hat.
Zum Begriff Digital Divide
Der Digital Divide – auch Digitale Kluft und Digitale Spaltung genannt – bedeutet, dass nicht alle Erdenbürger die gleichen Chancen auf den Zugang zum Internet oder zu anderen digitalen Informations- und Kommunikationstechnologien haben. Dieser Umstand fördert die Gefahr einer gesellschaftlichen Spaltung: Denn: wer Zugang zu modernen Informationstechnologien hat, hat die besseren sozialen und wirtschaftlichen Entwicklungschancen.
Die Dimensionen des Digital Divide
Der Digital Divide hat unterschiedliche Dimensionen, wie zum Beispiel:
- Geographie: so manifestiert sich z.B. bzgl. Zugang zum Internet noch immer ein relativ grosses Nord-Süd-Gefälle
- Geschlecht: der grösste Anteil der „Offliner“ machen noch immer Frauen aus
- Alter: Die Gruppe der Silversurfer wird zwar immer Grösser, doch noch sind sie in der Unterzahl.
- Einkommen: Menschen mit höherem Einkommen haben eher Zugang zu Internet und anderen Informationstechnologien.
Bezüglich der letzten Dimension nennt Morozov neue, spannende aber vielleicht auch bedenkliche Entwicklungstendenzen.
Der neue Digital Divide mit mehr oder weniger Daten
- Self Tracking als Luxus: Immer mehr Geräte und Chips „tracken“ das Verhalten der Nutzer. Der Internetkritiker meint dazu: “Am Ende wird es auf die Frage hinauslaufen, wie viele Sensoren man sich leisten kann. In wie vielen Körperteilen. Wie viele Daten wir speichern können. Als Milliardär kannst du dir in jeden kleinsten Körperteil einen Sensor einbauen.”
- Entzug von der Informationsökonomie als Luxus: Die Online-Reputation eines Users hat einen wesentlichen Einfluss. Wer bei Google auf in den ersten Suchtreffern keine negativen Treffer ausweist, hat einen guten Ruf. In diesem Zusammenhang identifiziert Morosov ein neuer Aspekt der Digitalen Kluft: “«Leute mit Geld haben die Möglichkeit, sich der ganzen Informationsökonomie einfach zu entziehen.» Morozov nennt die Firmen im Buch, die das für einen übernehmen, zum Beispiel Reputation.com. Nach der Lehman-Brothers-Pleite hätten viele Investmentbanker diesen Service in Anspruch genommen. «Opfer sind jene, die sich das nicht leisten können.»”
Spannende Beobachtungen, welche Evgeny Morozov. Ist es wirklich so schlimm? Oder wird es gar noch schlimmer werden?
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