Social Media Check: Schweizer Politiker*innen
Schweizer Politik findet längst nicht mehr nur im Parlament statt – auch in den sozialen Medien sind Politiker*innen aktiv und gestalten ihre digitale Präsenz. Welcher Politiker, welche Politikerin hat am meisten Follower*innen? Wer ist am aktivsten in den sozialen Medien? In diesem Artikel werfen wir einen Blick auf die Social-Media-Strategien von zehn Schweizer Politiker*innen aus fünf Parteien (FDP, SVP, Die Mitte, SP und Grüne). Wir haben analysiert, welche Plattformen sie nutzen, wie sie ihre Botschaften platzieren und wie sie sich online präsentieren – von Instagram über X bis Facebook. Hier erhalten Sie Insights von zehn Schweizer Politiker*innen. Nicht zu ihren aktuellen Projekten, sondern zu ihren Auftritten in den sozialen Medien.
Übersicht der Schweizer Politiker*innen
Diese 10 Politiker*innen nutzen zwar eine Vielzahl von Social Media Plattformen, zeigen jedoch eine klare Präferenz in ihrer Social-Media-Nutzung. Um dies genauer zu analysieren, haben wir überprüft, auf welchen der Plattformen – Instagram, Facebook, LinkedIn, X, TikTok und YouTube – sie (professionelle) Profile besitzen. Für eine konsistente Vergleichbarkeit haben wir in unserem Social Media Check immer dieselben Plattformen untersucht, um einheitliche und aussagekräftige Ergebnisse zu erzielen.
Von den 10 Politiker*innen, die wir untersucht haben, ist Instagram der meistbenutzte Kanal (80%), gefolgt von X (ehemals Twitter; 70%). Facebook und LinkedIn werden von 40 % der Politiker*innen genutzt, während TikTok und YouTube jeweils nur von 10 % vertreten werden.
Wer hat die grösste Social Media Community?
Wir haben die Follower-Zahlen aller Politiker*innen auf den verschiedenen Plattformen recherchiert und miteinander verglichen. Dabei haben wir für jede Plattform die Person mit der höchsten Anzahl an Followern oder Kontakten ausgewählt. Wie in der untenstehenden Grafik „Übersicht der Nutzerzahlen“ ersichtlich, verfügen alle untersuchten Politiker*innen über mindestens einen Account auf einer der analysierten Plattformen. Auf Facebook sind die Profile jedoch teilweise schwer zuzuordnen oder ausschliessslich für den Freundeskreis zugänglich.
Cédric Wermuth, Präsident der SP, dominiert die meisten Plattformen. Mit 64’603 Follower*innen auf X (ehemals Twitter) und 16’400 Follower*innen auf Instagram führt er die Social Media Rangliste klar an. Auch auf Facebook, TikTok und YouTube belegt er den ersten Platz. Allerdings hat er auf Facebook deutlich weniger Follower*innen als auf X und Instagram.
Bei LinkedIn sieht die Situation anders aus: Hier liegt Thierry Burkart, der FDP-Parteipräsident, mit 22’688 Follower*innen vorne. Die hohen Follower-Zahlen von Thierry Burkart zeigen, dass LinkedIn auch im politischen Kontext Relevanz hat.
Diese Zahlen spiegeln jedoch nicht die allgemeine Anhängerschaft der Politiker*innen wider, sondern stellen lediglich die Grösse ihrer Social Media Communities dar. Sie geben einen interessanten Einblick in die Online-Präsenz und die Vorlieben der jeweiligen Anhängerschaft.
Bei LinkedIn ist zu beachten, dass zwischen Followern und Vernetzungen unterschieden wird. Follower*innen abonnieren eine Seite oder eine Person, ohne eine gegenseitige Verbindung einzugehen. Vernetzungen hingegen sind wechselseitige Beziehungen, bei denen beide Parteien einander folgen.
Wer hat die engagierteste Community?
Bei Social Media geht es nicht nur um die Anzahl der Follower*innen. Es geht auch darum, wie die einzelnen Posts aufgenommen werden bzw. wie hoch die Engagement-Rate ist. Die Engagement-Rate gibt einen Hinweis darauf, wie spannend die Inhalte von der Community aufgenommen werden.
Um die Engagement-Rate zu analysieren, haben wir die letzten 10 Beiträge der einzelnen Politiker*innen auf Instagram und auf X unter die Lupe genommen. Da uns die genauen Zahlen der Engagement-Rate-Analyse nicht vorliegen, sind wir wie folgt vorgegangen: Wir haben die Likes und Kommentare (und bei X auch die Reposts) der letzten 10 Beiträge addiert. Diese Gesamtsumme der Interaktionen haben wir durch die Anzahl der Beiträge (10) geteilt, um den Durchschnitt der Interaktionen pro Beitrag zu ermitteln. Anschliessend wurde dieser Wert durch die Anzahl der Follower*innen dividiert, um die Engagement-Rate als Dezimalzahl zu erhalten, die wir schliesslich in Prozent umgerechnet haben.
Die Engagement-Rate zeigt, wie stark die Community einer Person mit deren Beiträgen interagiert – sei es durch Likes, Kommentare oder (bei X) Reposts. Je höher die Prozentzahl, desto aktiver und engagierter ist die Community im Verhältnis zur Gesamtzahl der Follower*innen. Zum Beispiel bedeutet eine Engagement-Rate von 50 %, dass im Durchschnitt die Hälfte aller Follower*innen mit den Beiträgen interagiert. Allerdings spiegelt die Engagement-Rate nicht immer exakt wider, wie viele Personen tatsächlich aktiv sind, da Interaktionen auch von Nicht-Follower*innen stammen können, etwa durch geteilte Beiträge oder virale Reichweite.
Dabei kam folgendes heraus: Auf Instagram führt Lisa Mazzone mit 122,41 %, Gerhard Pfister mit 83,63 % und Thierry Burkart mit 78,63 %. Sie haben auf diesen Plattformen die engagierteste Community aller untersuchten Politiker*innen. Bei X führt Thierry Burkart mit 48,13 %, gefolgt von Gerhard Pfister mit 8,89 % und Sibel Arslan mit 8,13 %.
Unsere Untersuchung zeigt, dass diejenigen mit der höchsten Posting-Frequenz oder den meisten Follower*innen nicht zwingend auch die engagierteste Community haben, da die Interaktionsrate von der Qualität der Inhalte und der Resonanz bei der Zielgruppe abhängt.
Social Media Präsenz der Politiker*innen – die Top 3
Wir haben die Social-Media-Aktivitäten der zehn Politiker*innen analysiert und dabei die Posting-Frequenz innerhalb von 30 Tagen pro Plattform festgehalten. Unsere Untersuchungen zeigen, dass sich Cédric Wermuth durch seine hohe Posting-Frequenz und durch die Vielfalt seiner genutzten Social-Media-Kanäle von den anderen abhebt. Er ist zwar nicht auf allen Plattformen gleichermassen aktiv, nutzt jedoch ein breites Spektrum von Instagram, Facebook, X (ehemals Twitter) und TikTok bis hin zu YouTube. Somit belegt er klar den ersten Platz.
Auf Platz zwei folgt Gerhard Pfister, der vor allem auf X sehr präsent ist. Den dritten Platz belegt Viola Amherd, die trotz einer geringeren Posting-Frequenz durch ihre aktive und gezielte Nutzung von Instagram und X überzeugt.
Social-Media-Aktivität nach Parteien
Anhand unserer Analyse zeigt sich, dass die Social-Media-Aktivität der einzelnen Politiker*innen, unabhängig von der Parteiaktivität, deutliche Unterschiede aufweist. Die beiden SVP-Vertreter*innen Marcel Dettling (Parteipräsident) und Magdalena Martullo-Blocher (Nationalrätin) sind in der Stichprobe die am wenigsten aktiven Personen. Auch die FDP-Politiker*innen Thierry Burkart (Parteipräsident) und Karin Keller-Sutter (Bundesrätin) weisen vergleichsweise geringe Aktivität auf.
Deutlich präsenter sind hingegen die Vertreter*innen der Mitte, Gerhard Pfister (Parteipräsident) und Viola Amherd (Bundesrätin), sowie die SP-Politiker*innen Cédric Wermuth (Parteipräsident) und Jacqueline Badran (Nationalrätin). Sie nutzen Social Media intensiver, um als Einzelpersonen ihre Botschaften zu verbreiten.
Auf X heben sich insbesondere die Politiker*innen der SP (Cédric Wermuth und Jacqueline Badran) und der Mitte (Gerhard Pfister und Viola Amherd) durch hohe Aktivität hervor. Instagram wird hingegen besonders von Vertreterinnen der SP (Cédric Wermuth und Jacqueline Badran) sowie der Grünen Partei (Lisa Mazzone und Sibel Arslan) genutzt. Diese Unterschiede verdeutlichen, dass verschiedene Plattformen unterschiedliche Zielgruppen ansprechen und von den Politiker*innen gezielt für ihre Kommunikationsziele genutzt werden.
Unsere Analyse konzentriert sich dabei bewusst auf die Aktivität der einzelnen Politiker*innen und schliesst die offiziellen Parteiaccounts aus, um die individuelle Nutzung und Wirkung genauer zu beleuchten.
Fazit
Für Politiker*innen lohnt es sich durchaus, ihre politischen Werte auf Social Media zu vermitteln und den Austausch mit der Anhängerschaft zu fördern. Die meistgenutzte Plattform ist Instagram, gefolgt von X, wobei die Aktivität je nach Politiker*in und Plattform stark variiert.
Es bleibt spannend, wie sich der Social-Media-Auftritt von Politiker*innen in der Schweiz in Zukunft weiterentwickeln wird und ob künftig noch mehr Parteien das Potenzial von Social Media noch gezielter nutzen, um ihre politische Kommunikation zu stärken.
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