Gendergerechte und trotzdem suchmaschinenoptimierte Sprache: Sternchen, Doppelpunkt oder Klammer?
Stell dir vor, du möchtest deine Wand in der Küche endlich wieder weiss streichen. In der heutigen Zeit ist es einfach, auf Google nach Unterstützung zu suchen. Wahrscheinlich suchst du dann nach «Maler» oder möglicherweise nach «Maler» und deinem Wohnort. Hättest du nicht daran gedacht, nach einer «Malerin» zu googeln? Vielleicht denkst du jetzt: Das ist doch das gleiche, ich habe doch beide Geschlechter gemeint. Wie googelt man denn gendergerecht?
Ist Google gendergerecht? Ist Google frauenfeindlich?
Google ist schlau, doch ist Google nur so schlau wie seine Nutzer – schliesslich lernt Google von uns. Google ist nicht frauenfeindlich. Geben wir nämlich den Begriff «Malerin» ein, dann werden uns auch zuerst Malerinnen und keine Maler angezeigt. Google erkennt nämlich das generische Maskulin (das beide Geschlechter einschliesst) nicht als solches. Doch das Problem bei der Malerin ist: Wenn sie sich auf ihrem Webauftritt als Malerin bezeichnet, dann sucht niemand nach ihr. Wenn sie sich als Maler bezeichnet, ist das weder genderneutral noch ist das die korrekte Bezeichnung.
Wie können wir dieses Dilemma denn lösen? Klar ist: Die meisten Personen suchen tatsächlich nach der männlichen Variante und meinen dabei beide Geschlechter.
Welches Zeichen ist am ehesten gendergerecht?
Das Wort «Maler*in» zeigt in der Suche (im Keyword Planner) einen Fehler wegen Sonderzeichen, «Maler/in» wird von Google als «Maler in» erkannt. Verschiedene Versuche haben allerdings verschiedene Resultate gezeigt, andere Wörter ebenfalls. Bei «Jäger» und «Jägerin» ist das nochmal anders. Für beide Geschlechter ranken die Formen: Jäger*in / Jäger:in / Jäger(in). Nur für die männliche Form ranken: Jäger/-in / Jäger-in. Nur für die weibliche Form rankt: JägerIn. Es zeigt sich also, dass Google gar nicht so einheitlich vorgeht.
Ein Problem bei diesem Vorgehen: Häufig ist durch den Einsatz des Gendersterns die Grammatik falsch. Also «Liebe Nachbar*innen», in der männlichen Form müsste es ja «Nachbarn» (mit N am Schluss) heissen.
Menschen mit Sehschwäche
Blinde Menschen lassen sich Texte oft per Screenreader vorlesen. Der Doppelpunkt hat hier den klaren Vorteil, dass er mit einer kleinen Pause gelesen wird, also: «Maler…innen» für ausgeschrieben Maler:innen. Den Genderstern liest der Screenreader als Wort mit, das heisst dann bei Maler*innen «Maler Sternchen innen», was natürlich komisch und verwirrend klingt. Auch beim Unterstrich ist das der Fall.
Allerdings könnte man hier anbringen, dass sich Screenreader an uns anpassen sollten (genauso wie Google) und nicht umgekehrt.
Was wiederum gegen den Doppelpunkt spricht ist, dass Menschen mit Sehschwäche diesen schlechter erkennen können im Gegensatz zum Sternchen.
Ein Unternehmen, das gendert, scheint also schlechte Aussichten zu haben? Wir finden eine Lösung.
Alternativen finden
Die einfachste Option scheint es, das Vokabular anzupassen. Statt also über «Malerin» oder «Maler» zu diskutieren, schreibt man vom Malerbetrieb oder einfach nur über das Thema («Wand streichen» zum Beispiel). Wenn es sich um das Hauptkeyword handelt, dann ist es natürlich wichtig, dass dieses überhaupt (und am besten gleich oft oder häufiger) gesucht wird.
Eine andere Möglichkeit ist das Einfügen von Relativsätzen. Also «Alle, die XY haben». Damit vermeidet man jeglichen Bezug auf Geschlecht, im Gegensatz zu «Jede:r, die/der…».
Bei der Verwendung von geschlechtsneutralen Begriffen unterstützt du ausserdem nichtbinäre Personen. Diese fühlen sich weder durch die männliche noch die weibliche Form explizit angesprochen. Das Wörterbuch geschicktgendern.de bietet ganz viele alternative Möglichkeiten an, die geschlechtsneutral sind.
Wie man am besten gendergerecht und suchmaschinenoptimiert schreibt
Um gendergerecht und trotzdem suchmaschinenoptimiert zu schreiben, gibt es einige Ideen. Ein Trick wäre es, männliche Beispiele zu verwenden. Die Malerin kann also auf ihrer Website schreiben, dass es zwar viele Maler in [Wohnort] gibt, doch sie sich mit XY abhebt. Oder: «Mein Kunde war mit seinem Maler unzufrieden, darum hat er sich an mich als Malerin gewendet.» Sie kann auch von sich selber abwechselnd als «Maler» und als «Malerin» sprechen. Auch geschlechtsneutrale Keywords wie «Malergeschäft» sind ein Trick, um das Ganze zu umgehen. Allerdings gibt es deutlich mehr Suchanfragen für «Maler» als für «Malergeschäft» oder für «Malerbetrieb».
Es kann aber auch Vorteile haben, auf «Malerin» zu optimieren. Zum Beispiel ist die Konkurrenz wahrscheinlich nicht so gross. Bei Google finden sich aber auch deutlich mehr Ergebnisse für Maler (57 Millionen) als für Malergeschäft (1.5 Millionen) oder Malerbetrieb (3 Millionen). Für Malerin findet Google übrigens auch 3 Millionen Ergebnisse. Die Konkurrenz ist hier also immerhin geringer.
Trickkiste für gendergerechtes Schreiben
Ein Trick, um die männliche Form unterzubringen, ist es, diese in der URL zu verstecken. Dann heisst es bei der Malerin also zum Beispiel www.maler-zuerich.ch. Auch in den Alt Tags, im Dateinamen und Titel von Bildern, in den HTML-Beschreibungen von Videos etc. kann die männliche Form «versteckt» werden. Hier sollte man aber immer bedenken, dass man Google nicht täuscht. Das schadet den Rankings.
Eine etwas kompliziertere Möglichkeit ist es, zwei Websites zu erstellen. Auf der einen wird die männliche Form verwendet und diese ist somit auf Google besser auffindbar. Auf dieser wird aber eine Weiterleitung erstellt auf die «offizielle» Website. Bei dieser Variante ist die Gefahr aber gross, dass man von Google dafür abgestraft wird.
Genderneutrale Pronomen verwenden
Im Englischen gibt es schon seit dem 14. Jahrhundert ein genderneutrales Pronomen, das «they», das anstelle von «he» oder «she» benutzt werden kann. Dieses Pronomen gehört im Englischen zur normalen Umgangssprache.
Die deutsche Sprache ist sehr stark geschlechtlich ausgerichtet. Trotzdem gibt es auch im Deutschen mittlerweile neu erfundene, geschlechtsneutrale Pronomen. Diese Wortneuschöpfungen heissen dann xier, xie, nin, sier, sif etc. Zugegeben, diese neu erfundenen Pronomen wären explizit geschlechtsneutral, doch wirken sie – zumindest zum jetzigen Zeitpunkt – noch sehr gewöhnungsbedürftig und schwerfällig. Sie sind weit weg von gesellschaftlich akzeptiert oder überhaupt verstanden. Vielleicht gewöhnen wir uns ja irgendwann daran?
Fazit
Häufig wird nur nach der männlichen Form gesucht. Im Englischen gibt es diese Unterscheidung ja zum Beispiel nicht und Google orientiert sich schon auch an der englischen Sprache. Das Beste für deinen Webauftritt ist es, wenn du dich für eine Schreibweise entscheidest und konsequent dabei bleibst. Stelle die Nutzer in den Fokus und schreibe für deine Leser, für das Publikum, das du erreichen willst. Die Regeln ändern stetig. Google wird bestimmt in absehbarer Zeit ein Gender-Update machen. Dies, sobald die Masse beginnt, mit Genderstern oder Doppelpunkt zu googeln. Bis geschlechtsneutrale Pronomen in der deutschen Sprache akzeptiert sind, dauert es bestimmt viel länger als das nächste Google-Update.
Übrigens: Mehr über gendergerechte Sprache im Marketing liest du in diesem Blogartikel.
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