Wie geht User Testing (fast) ohne Budget?

In vielen Projekten gibt es überhaupt kein User Testing. Das ist natürlich schade, denn Usertesting verbessert die Qualität (Usability und die User Experience) des Resultats enorm. Somit könnte man gut einen Blogpost zum Thema «Vergesst das Usertesting nicht im Budget!» schreiben. In diesem Artikel geht es aber darum, was man tun kann, wenn der Zug schon abgefahren ist. Also wenn das Projekt schon läuft und man bemerkt, dass niemand daran gedacht hat, Tests mit echten Benutzern im Projektplan zu berücksichtigen. Man möchte also mit möglichst wenig Budget trotzdem noch ein Usertesting hinkriegen. Denn ein minimales Testing ist immer noch viel besser als gar keines.

Einfache Formen des User Testing

Die Kriterien für ein einfaches und kostengünstiges Usertesting sind denkbar einfach:

• Die Testpersonen müssen ohne Aufwand gefunden werden
• Der Zeitaufwand pro Test ist recht begrenzt
• Die Anzahl durchführbarer Tests ist eher klein

Das Gute dabei ist, dass ein Testing mit wenigen Personen schon ausreicht. Bereits nach 5 bis 7 Testpersonen sind die wichtigsten Fallstricke und Probleme gefunden. Weshalb das so ist, hat der UX Guru Jakob Nielsen bereits im Jahr 2000 in diesem Artikel festgehalten.

Die einfachste Testform nennt man den Hallway Test und der ist in beinahe jeder Situation umsetzbar und braucht minimal wenig Zeit.

User Testing als Hallway Test

Beim Hallway Test schnappst du dir die nächste Person in der Nähe und führst ein kurzes Interview mit Testing durch. Das dauert zwischen 5 und 15 Minuten. Als Testpersonen kommen sowohl deine Mitarbeiter als auch Passanten in Frage. Wichtig ist nur, dass sie das Projekt nicht schon gut kennen.

Du zeigst deinen Prototypen (oder MVP) und hörst dir die Gedanken der Nutzer dazu an. Je nachdem, wie weit fortgeschritten das Projekt schon ist, kannst du auch einen kurzen Screenflow (Abfolge von Screens, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen) testen oder bestimmte spezifische Fragen stellen. So erfährst du, ob deine Hypothesen zum User Interface der Realität standhalten.

Social Remote User Testing

Diese Testform ist etwas anspruchsvoller für die Testpersonen. Dafür kann man eine grössere Gruppe erreichen und mit wenig Aufwand viel Mehrwert erzielen. Vor einer Woche habe ich als Testperson an einem solchen Test des Smashing Magazine (Fachmagazin für Webdesign und Webentwicklung) teilgenommen. Das Magazin ist so vorgegangen:

• Prototype entwickelt
• Kurzer Fragebogen in Dropbox Paper aufgesetzt
• Aufruf zur Testteilnahme via Twitter
• Testpersonen schauen sich den Prototype an und schreiben ihr Feedback in das Dropbox Paper

In diesem Fall war Twitter die ideale Rekrutierungsquelle. Denn viele Webdesigner und Entwickler nutzen die Plattform und folgen dem Magazin. Zudem war das Thema des Prototype genau passend für diese Zielgruppe.

Fazit zum «low budget»-Usertesting

Mein Fazit ist, dass es auf jeden Fall Sinn macht zu überlegen, wo man seine Community ins Testing einbeziehen kann. Je nach Zeit und Budget ist das in verschiedenen Formen des Usertesting möglich. Die vom Smashing Magazine gewählte Form setzt voraus, dass die Testpersonen ihre Gedanken relativ gut verschriftlichen können. Das wird mal besser und mal weniger gut klappen. Aber auch hier gilt der Grundsatz: Besser ein Testing unter nicht optimalen Bedingungen als gar kein Testing.

Selbstverständlich gibt es noch viele weitere Formen und auch Möglichkeiten, Testpersonen kostengünstig online zu rekrutieren. Gerne beraten wir dich individuell für dein Projekt. Egal ob noch ganz am Anfang oder ob der Zug für das Testing schon fast abgefahren ist.