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Olivia Menzi als #womanofaction, portraitiert by xeit. Die Unternehmerin spricht über Bananenrettung und den Kampf gegen Foodwaste.

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Auf eurer Website sticht mir ein Zitat über dich ins Auge: Furchtlos, kreativ, strukturiert und sehr innovativ. Eine echte Unternehmerin. So wirst du beschrieben. Du verwirklichst gute Ideen, deren Zeit gekommen ist. Insbesondere in der Lebensmittelbranche mit eurem Verein Mehr als Zwei. Im Rahmen unserer Serie #womenofaction freue ich mich auf das Interview mit dir. Sollen wir loslegen?

Wie startest du in den Tag? Welche digitalen Kanäle checkst du zuerst (privat und/oder beruflich)?

Instagram ist aktuell sicher mein präferierter Kanal, sowohl privat als auch für den Verein, weil es einfach am meisten Spass macht. Die App prüfe ich auch als erstes kurz nach dem Aufstehen, bevor ich mich dann der Familie widme und der Nachwuchs aus dem Haus muss. WhatsApp und Mails schaue ich kurz zwischendurch an, um zu sehen was mich erwartet. Es kommt aber auch stark darauf an, in welcher Phase wir mit den Projekten gerade stecken und wie wichtig eine zeitnahe Reaktion ist.

Dann trennst du also nicht klassisch zwischen Arbeit und Privat?

Genau, es ist halt dein eigenes Baby, weshalb man immer nochmals anders involviert ist. Vor allem wenn man offiziell eigentlich nur 60% arbeitet. Deine Partner und Kunden arbeiten ja trotzdem die ganze Woche. Für mich funktioniert es aber gut, weil es halt ein Herzensprojekt ist und man das Ganze vorwärts bringen möchte. Zudem arbeite ich mit Menschen, mit denen es einfach Freude macht und das gegenseitige Verständnis für Zeitmanagement und Prioritäten vorhanden ist. Auch wenn man mal einen Anruf in der Badi entgegennimmt.

Was sind unverzichtbare Tools in deinem Alltag?

Ich nutze am liebsten Tools, in denen man kollaborativ arbeiten kann. Also beispielsweise die ganze Google Docs Palette. Slack nutzen wir mehr als gemeinsames Ablagearchiv für Ideen und Links. Im Verein arbeiten wir viel mit Menschen, die weniger digital unterwegs sind. Deshalb ist das good old Telefon immer noch enorm wichtig. Meine eigenen Tasks organisiere ich aktuell, wenn ich ehrlich bin, vor allem über mein Mail und Papier. Ich bin dabei die Tools wie Trello und Co. wieder zu reduzieren. Ansonsten mag ich es auch, Gedanken und Ideen auf Papier zu skizzieren. Ich nehme eigentlich meistens das zu Hilfe, was gerade zur Situation passt.

Ein Tag ohne ….. (FB, Insta usw.) geht nicht. Oder doch?

Doch, das muss sogar gehen. Denn ein neuer Produzent in unseren Vereinsprojekten, bedeutet meistens auch ein neues Funkloch. Ist aber kein Problem, es braucht einfach etwas Umdenken in der Arbeitsweise. Privat muss das Handy auch nicht immer oder überall dabei sein, aber bewusstes Digital Detox mache ich nicht.

Wie gestaltest du deine Online Reputation?

Ich schaue, dass ich immer eine gewisse Grundpräsenz habe und Einblicke gebe in das, was ich mache. Man könnte wie immer noch viel intensiver Storytelling betreiben, sowohl im Verein als auch persönlich. Meistens ist es aber auch eine Gratwanderung, was wir im Entstehungsprozess kommunizieren wollen und können, bevor das Projekt wirklich fertig ist. Wir stellen bestehende Prozesse und Systeme in Frage. Damit wollen wir niemanden angreifen, sondern das bestehende System weiterentwickeln. Ich bin aber nicht jemand, der die Bühne um jeden Preis sucht, dafür gehe ich Dinge lieber direkt an.

Erkläre was der Verein Mehr als zwei macht. Und wieso ihr diesen ins Leben gerufen habt?

Wir widmen uns im 3 bis 4 Jahres-Rhythmus Projekten für einen sinnvollen Umgang mit Lebensmitteln. Der Fokus auf Lebensmittel kommt aus dem persönlichen Interesse. Wir haben uns in den letzten Jahren stärker mit Themen wie Foodwaste auseinandergesetzt und Systeme hinterfragt. Dadurch entstanden Ideen, die wir nun gemeinsam angehen und umsetzen.

Natürlich kann jeder Einzelne etwas für sich machen, aber mich hat schon immer der grössere Impact mehr interessiert. Konkret: wieso werden irgendwo Bananen zu Zehntausenden weggeworfen und wie kann man diese sinnvoll verwerten.

Daraus entstehen zahlreiche Fragen, die wir zu lösen versuchen. Der Verein dient dabei als Prototypen-Labor und erlaubt uns einen freieren Zugang zu Unternehmen, weil der Profitgedanke nicht im Vordergrund steht. Man muss sich bewusst sein, dass wir vieles in Frage stellen und das natürlich auch ein Angriffspotential bietet.

Was sagst du zu Menschen, die finden das sei nur ein Tropfen auf den heissen Stein?

Das ist mir bewusst. Unsere Arbeit ist in meinen Augen bereits erfolgreich, wenn wir die richtigen Impulse setzen und zum Umdenken anregen. Und wir können damit auch unsere Hypothesen bestätigen: Denn nach einem Jahr kann ich sagen, es ist möglich aus Überschuss mit der bestehenden Produktionsindustrie ein Produkt zu entwickeln, das kostentragend ist und eine normale Handelsrendite erreicht. Aber ein Kleinbetrieb kann diese Innovation selten selbst leisten, sie haben aber meistens freie Ressourcen. Und dort setzen wir  an. Nicht im Fokus der absoluten Gewinnmaximierung, sondern eben auf der Ebene des Storytellings. Dazu sind die richtigen Partner notwendig, mit denen man auf vertrauensvoller Ebene zusammenarbeitet und etwas Gutes bewirken kann.

Du hast über 15 Jahre Agenturerfahrung in Usability Consulting und Testing. Wie kannst du diese Skills für die Ideen- und Produktentwicklung im Verein einbringen?

Das Verständnis für das Gegenüber, seine Motivation und Werte zu erkennen, wieso er etwas tut und zuzuhören, um auf Bedürfnisse einzugehen, ist auch in der Handelsbranche und unseren Projekten eine wichtige Voraussetzung. Der Mensch steht auch hier im Zentrum. Natürlich nicht nur der Endkonsument, sondern eben auch alle Partner entlang des Prozesses. Zuhören, Verbindungen erkennen und am richtigen Ort ansetzen, so dass der Fokus nicht nur auf den Zahlen liegt, sondern beim Produkt, bei den Geschichten und den Beziehungen. Dazu gehört auch ganz klassisch das Produkttesting. Ob das nun eine Website ist oder ein gerettetes Bananestängeli ist eigentlich egal.

Euer aktuelles Projekt ist die Bananenverwertung aus Überschuss, wie seid ihr darauf gekommen?

Wir lieben Bananen. Nein, natürlich war das nicht das einzige. Wir haben damals einen deutschen Artikel gelesen, in dem thematisiert wurde, dass im Einzelhandel pro Minute (!) 288 kg Bananen entsorgt werden. Was nach unseren Berechnungen rund 1/3 der importierten Menge ausmacht. Aus meiner Sicht ist das ein kalkulierter Überimport und Ressourcenverschwendung. Daraus mussten wir etwas machen, denn die meisten Projekte betreffen primär die inländische Lebensmittelrettung und lassen die grösseren Zusammenhänge ausser Acht.

Im Einzelhandel werden pro Minute (!) 288 kg Bananen entsorgt. Das macht nach unseren Berechnungen rund 1/3 der importierten Menge aus.

OLIVIA MENZI, VEREIN MEHR ALS ZWEI

Wie wichtig ist Social Media oder Online Marketing für dieses Engagement im Verein?

Sehr wichtig. Social Media und Online Marketing sind eigentlich die wichtigsten Instrumente für unsere Kampagnen-Kommunikation. Beim Bananenprojekt haben wir auch (digitale) PR Und Pressemitteilungen gemacht.

Welche Online-Trends findest du zurzeit besonders vielversprechend und weshalb?

Natürlich gibt es grosse Trends und Hype-Plattformen wie Clubhouse sind sicher spannend. Viel interessanter finde ich aber, wie die momentane Lage nun den Kleinstproduzenten im Funkloch einen gehörigen Schub verpasst in Sachen Online Marketing. Denn was sich die jungen, hippen Brands aus der Stadt an Werten auf die Fahne schreiben, macht der Produzent vom Land bereits seit 25 Jahren. Es wurde nur nie darüber gesprochen.

Ja, es bleibt spannend. Aktuell erstellen wir Projekteinträge für eine neue Idee im Lebensmittelmarkt. Ausserdem bearbeiten wir intensiv die Frage, wie eigentlich ein richtig nützlicher Saisonkalender funktionieren müsste, der einem echte, wertvolle Information liefert.

Liebe Olivia, herzlichen Dank für das spannende Interview! Ich freue mich, noch viele neue Projekte von euch zu sehen. Und das Zitat aus eurer Website kann ich glaub unterstreichen.

Kategorie:  Interview

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