Yelp – Gelbe Seiten 2.0
Vor gut einem Jahr hat die lokale Suchmaschine Yelp den Fuss auf Schweizer Boden gesetzt. Seither wurde es zwar nie wirklich laut um den Dienst. Aber die Anzahl und Qualität der Bewertungen lässt doch darauf schliessen, dass die Plattform irgendwie angekommen ist. Doch was steckt eigentlich genau hinter Yelp?
Yelp – kurz für Yello Pages – gibt es seit 2004. Das digitale Branchenbuch ist auf die lokale Suche spezialisiert. Und lokal ist Yelp auch gestartet. In San Francisco. Um dann – ähnlich wie Facebook sich einer Universität nach der nächsten öffnete – Stadt um Stadt hinzuzugewinnen. Im Herbst 2011 ist Yelp auch in der Schweiz angekommen. Und konkurriert hierzulande mit Local.ch, Google Places und Qype (Nachtrag vom 6.2.2013 Quipe wurde 2012 von Yelp übernommen). Witzig: Yelp ist so lokal, die Schweizer Seite ist sogar in Schweizerdeutsch geschrieben.
Bewertungen stellen den USP dar
Yelp ist ganz schön erfolgreich: 84 Millionen Visitors zählte die Plattform nach eigenen Angaben im 3. Quartal 2012. Und 33 Millionen User Generated Reviews. Sie sind es auch, die Yelp bei den Usern so erfolgreich machen. Sie stellen den eigentlichen USP der Plattform dar. Das war den Machern von Beginn weg klar – und so haben sie in den Anfangszeiten die besten User-Ratings mit Einladungen zu exklusiven Yelp Parties belohnt. Dies hat sicherlich dazu beigetragen, dass Bewertungen teilweise so blumig geschrieben wurden, dass manche von Ihnen schon Kult geworden sind. Einige besonders gelungene Exemplare finden sich auf YouTube in der Serie „Real Actors read Yelp“
Yelp Rating wird als Qualitätssiegel wahrgenommen
Die Ratings haben aber auch einen ganz ernsthaften Nutzen. Für User stellen sie ein wichtiges Kaufentscheidungs-Kriterium dar. Das wirkt sich ganz konkret auf Umsatzzahlen aus. In Amerika – dem Heimatland von Yelp – wirkt sich der Gewinn eines Sterns auf Yelp zuweilen in einer Umsatzsteigerung von 5-9% aus. Das ist mehr als ein A-Grade Hygienezertifikat – das bringt im Schnitt +5%. Daher erstaunt es auch nicht, dass Yelp Ratings als Qualitätssiegel zahlreiche Restaurant-Türen zieren.
Die Unabhängigkeit macht das Unternehmen sympathisch
Yelp ist ganz schön erfolgreich. Und da überrascht es wenig, dass sich auch grosse Unternehmen für eine Übernahme der Plattform interessierten. Es gab eine Zeit, da buhlten fast gleichzeitig die Suchmaschinen-Giganten Yahoo und Google um Yelp. Doch die Plattform entschied sich schliesslich für die Unabhängigkeit – und ging stattdessen selber an die Börse. Die Legende besagt, dass Steve Jobs persönlich Yelp vom Verkauf an Google abgeraten hätte. Er hätte angerufen und gesagt „Don’t sell. Google is evil“. Google hat Yelp nach dem gescheiterten Übernameversuch nicht gerade bevorzugt behandelt – aber selbst dies konnte dem Dienst scheinbar nicht viel anhaben.
Das bewährte Geschäft mit den Branchenbuch-Einträgen
Das Geschäftsmodell von Yelp ist so unspektakulär wie erfolgreich: Wie die analogen Vorgänger verdien auch die digitalen gelben Seiten ihr Geld mit Branchenbuch-Einträgen, die besonders hervorgehoben werden. Sogenanntn Yelp Anzeigen. Von anderen Geschäftszweigen wie beispielsweise dem Coupon Business – das sich ja gerade im Zusammenhang mit lokaler Suche auch anbietet – nimmt man bei Yelp bewusst Abstand – und konzentriert sich stattdessen aufs Kerngeschäft. Denn „Groupon is about discounted stuff – we are about great stuff and sometimes great stuff is expensive“ so Stoppelman – der Co-Founder und CEO von Yelp
Anders als Technologie Riesen Facebook oder Google, die Ads über vollautomatische Bietersysteme an den Kunden bringen, setzt Yelp dabei auf den guten alten persönlichen Verkauf. Mehr als 500 Verkäufer sind im Einsatz. Kritiker bemängeln die relativ hohen Preise, die für die Einträge verlangt werden. Diese kosten mehrere Hundert USD – was je nach Suchtraffic zu einem TKP von um die 500 USD führt. Das ist zwar ganz schön viel. Aber wenn die Conversion stimmt – wieso nicht.
Hat jemand von Euch schon Erfahrungen mit Yelp Anzeigen gemacht? Wir begnügen uns noch mit einem kostenlosen Eintrag.
[Quelle]: Fast Company Dezember 2012 / Januar 2013, Seite 90-27, 126
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