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WeChat – Social Media in China

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WeChat ist bei vielen Personen als chinesisches WhatsApp bekannt. Wenn auch teilweise wahr, ist WeChat noch viel mehr als nur eine Applikation zum Versenden von Nachrichten. Wieso WeChat die Nutzung von Apps revolutioniert hat aber die Nutzung trotzdem kritisch betrachtet werden muss, erfahren Sie in diesem Beitrag.

Was das Smartphone mit unserer Privatsphäre gemacht hat

Das Smartphone war eine Erfindung, welche das Leben in eine Richtung getrieben hat, welche vor 50 Jahren nicht in den kühnsten Träumen hätte erdenkt werden können. Man weckte sich am Morgen mit einem schrillen Wecker, hörte Musik mit einem Plattenspieler oder mit einem Walkman, konsumierte Medien mit ausgedruckten Zeitungen, Buch und VHS Spieler und zeigte seinen Nachbaren voller Stolz die Fotos von den letzten Ferien in einem Diashow-Abend mit dem Diaprojektor.

Heute geht das alles bedeutend einfacher, denn wir verwenden für all diese Funktionen nur noch ein Gerät, womit Sie vermutlich diesen Text sogar lesen: dem Smartphone. Dieser kleine Alltagshelfer unterstützt in allen Lebenslagen, ohne dabei das Gerät wechseln zu müssen, selbst Hörgeräte, Lampen und Heizungen können damit reguliert werden. Mit dieser elektronischen Revolution hat sich unser Leben seit den 1990ern im Kern verändert. Das Leben ist durch das Smartphone auf vielen Ebenen bequemer und zugänglicher geworden und doch hat es auch gewisse Nachteile. Durch die Verwendung des Smartphones haben sich kleine Selbstverständlichkeiten eingeschlichen, welche von unseren Mitmenschen erwartet werden, wie beispielsweise die Erreichbarkeit zu jeder Tages- und Nachtzeit. Selbst im Urlaub ist das rege Treiben im Büro nur eine Armlänge entfernt. 

Weil wir das Smartphone immer bei uns tragen und sich unser gesamter digitaler Konsum auf ein Gerät beschränkt, verrät das Smartphone sehr viel über unser Nutzerverhalten. Was zwar als privat empfunden wird, ist schon lange nicht mehr privat. Die Betreiber von Smartphone Apps haben durch diese Daten einen reichgefüllte Wühlkiste an Informationen wie: Wie lange wir uns durchschnittlich an einem Ort aufhalten, was wir kaufen, an was wir alles interessiert sind und noch bedeutend viel mehr. Diese Informationen werden gesammelt und ausgewertet und so entsteht ein Netz aus unseren Informationen, welches manchmal für und manchmal gegen uns verwendet werden kann. Dies wird als «Big Data» bezeichnet. Wir sind zu gläsernen Menschen geworden, weil wir im Grunde genommen durchsichtig und durchschaubar sind. 

Dies ist der Punkt, wo Online-Marketing auch seinen Sinn bekommt. Durch das Hinterlassen von Nutzerinformationen und die darauffolgende Deduktion von Interessensblasen, können Nutzer direkt auf ihre Interessen angepasste Werbung sehen. Folglich erhält ein Nutzer keine Werbung, welche für ihn von keinem Wert ist und nur seinen Alltagsfluss stören würde.

Seit den Berichten von Edward Snowden und Wikileaks wird die Frage nach der Privatsphäre immer wieder gestellt und Nutzer scheinen grundsätzlich sensibler zu sein, wenn es darum geht zu wissen, wer ihre Daten sehen und nutzen darf.

Das Sammeln von Nutzerdaten hat dadurch gewissermassen einen Imageverlust erlitten. Doch es ist nicht alles Untergang und Finsternis, denn die Daten dürfen zwar gesammelt werden, doch bei den meisten Unternehmen sind die Informationen verschlüsselt. Es stimmt zwar, dass die Daten der Regierung auf Anfrage freigegeben werden müssen, jedoch findet der Austausch nicht automatisch statt und benötigt einen Verdachtsgrund.

WeChat als Big Bang von Big Data

WeChat ist die Epiphanie aller Apps. WeChat ist eine chinesische Applikation, des Internet-Unternehmens Tencent. WeChat ist für iOS-, Android-, Computer-, Mac- und Webnutzer zugänglich. Tencent ist unter anderem bekannt als Mitinhaber des Unternehmens Epic Games, welches das Kassenschlagerspiel Fortnite auf den Gamingmarkt gebracht hat. Aktuell nutzen rund 1.1 Milliarden Menschen WeChat.

Zum Vergleich: WhatsApp, der grösste Messengeranbieter, knackte in Februar 2020 die 2 Billionen Nutzergrenze. Der Vergleich ist doch sehr beachtlich, wenn man bedenkt, dass WeChat bisher eher auf den chinesischen Markt ausgerichtet war und WhatsApp einen Fokus auf die globale Verbreitung legt und somit noch eine bedeutend grösseres Verbreitungsfeld hat. Aus den Nutzerzahlen ist zu schliessen, dass in China (ca. 1.3 Milliarden Einwohner) die Nutzungsdichte von WeChat extrem hoch sein muss.

Beim Stichwort «WeChat», hört man oft folgendes: «Ah, das chinesische WhatsApp, nicht?». Doch WeChat ist noch viel mehr als das. Es stimmt zwar, dass WeChat im Bereich Kommunikation sehr vergleichbar mit WhatsApp ist, doch WeChat ist im Grunde genommen der Urknall, der aus einem Smartphone entstanden ist, denn WeChat hat die vielen Smartphone-Apps schlicht in ein einziges App integriert und so die Nutzung von vielen verschiedenen Apps obsolet gemacht.

Zahlungsfunktion

Die Funktion, welche am weltweit bekanntesten ist, ist die integrierte Zahlungsfunktion. WeChat kann mit TWINT verglichen werden. WeChat ermöglicht eine bargeld- und kartenlose Bezahlung und das Überweisen von Geldbeträgen unter Bekannten. China ist sogar schon so weit, dass an jedem noch so unscheinbare Strassenstand mit WeChat bezahlt werden kann und Bargeld gar nicht mehr gerne gesehen wird. Dabei wird schnell ein QR Code eingescannt und anschliessend der fällige Betrag übertragen. Berichten zufolge, seien sogar Bettler auf die Nutzung von WeChat umgestiegen.

Stellen wir uns also einen fiktiven User vor, der WeChat für diverse Zahlungen nutzt. Jedoch kann er kann die App noch für viele weitere Situationen nutzen.

Reservations- und Bestellungsfunktion

Mit WeChat kann er als Gast im Restaurant nicht nur zahlen, sondern vorab sogar eine Reservation direkt in der App tätigen. 

Ebenfalls entfällt auch die Kommunikation mit einem/er Kellner/In, denn ein Nutzer kann die Bestellung gleich am Smartphone vornehmen, anschliessend wird das Profilbild mit der Bestellung in der Küche registriert, die Bestellung vorbereitet und dann an den Nutzer an den Tisch gebracht. Das Restaurant wird auch gleich über WeChat beurteilt.

Der Nutzer hat bis jetzt WeChat nicht verlassen.

Ticketing-Funktion

War das Essen so gut, dass man nur noch rollen möchte, kann man bei WeChat gleich sich ein Taxi bestellen.  Ist der Nutzer etwas sparbewusster, nutzt er wahrscheinlich die öffentlichen Verkehrsmittel und hat gleich sein WeChat ÖV-Ticket zur Hand. Dasselbe kann auch bei Flugzeittickets angewendet werden, welche man sich auch gleich in der App gekauft hat.

Der Nutzer hat bis jetzt WeChat nicht verlassen.

Gamingfunktion

Der hypothetische Nutzer ist nun wohlgenährt im Taxi und möchte sich etwas unterhalten. Er sucht in WeChat die Gamingfunktion und beginnt sich mit den integrierten Games zu unterhalten. Auch diese stehen ihm in reicher Vielfalt zur Verfügung.

Der Nutzer hat bis jetzt WeChat nicht verlassen.

E-Shopping-Funktion

Plötzlich fällt dem Nutzer ein, dass er sich unbedingt noch dringend ein paar Schuhe besorgen sollte, also verlässt er den Gaming-Bereich und begibt sich virtuell in den integrierten Online-Shoppingbereich und sucht sich die gewünschten Schuhe aus. Diese kann er auch gleich mit WeChat bezahlen.

Der Nutzer hat bis jetzt WeChat nicht verlassen.

Paketversand

Im Verlauf der Woche wird der Nutzer sich wundern, wo das Paket abgeblieben ist. Auch die Nachverfolgung von einem Paket kann er mühelos durch WeChat tätigen und ist immer auf dem neusten Stand, in welchem Versandstadium sich sein wertvolles Gut gerade befindet.

Der Nutzer hat bis jetzt WeChat nicht verlassen.

Standortfreigabe

Der Nutzer steigt gerade aus dem Taxi, als ihn die Nachricht erreicht, dass sein Kollege wissen möchte, ob er schon angekommen sei. Unverzüglich aktiviert er die Standortfreigabe und kann so zeigen, wo er sich gerade aufhält und sieht auch, wo sich sein Kollege aufhält. 

Der Nutzer hat bis jetzt WeChat nicht verlassen.

Kinotickets

Der Nutzer und sein Kollege haben sich zum Kinoabend verabredet. Der Kollege fragt ihn, ob er an die Tickets gedacht hat. Der Nutzer macht ein paar Klicks und zeigt ihm die gekauften Tickets, welche er auf WeChat gekauft hat und dort für ihn aufbewahrt werden.

Der Nutzer hat bis jetzt WeChat nicht verlassen.

Übersetzungsfunktion

Beim Anstehen für den Kinoeinlass fragt eine Touristin nach Hilfe, doch die Sprachbarriere macht das Gespräch sehr schwierig. Der Nutzer weiss sich aber zu helfen und ruft die Übersetzungsfunktion auf WeChat auf. 

Der Nutzer hat bis jetzt WeChat nicht verlassen.

Datingplattform

Nachdem der Film zu Ende ist, will der Nutzer seinem Kollege unbedingt die neue Datingfunktion auf WeChat zeigen. Dabei gibt er seinen Standort auf WeChat frei und unmittelbar werden ihm alle «datingwilligen» Personen in seinem Umkreis aufgezeigt. Er stellt die Funktion aber sofort wieder aus, weil er schon von vielen dubiosen Situationen und Angeboten gelesen hat und ihm bei dieser Anwendung nicht ganz wohl ist. 

Der Nutzer hat bis jetzt WeChat nicht verlassen.

Social Media-Funktion

Der Nutzer ist auf dem Nachhause-Weg und überlegt sich, ob er nur ein Statement, wie bei Twitter veröffentlichen soll oder doch lieber das gemeinsame Foto, wie bei Instagram oder Facebook, von sich und seinem Kollege im Kino, um den Moment auf für die Öffentlichkeit festzuhalten. Er entscheidet sich aber schlussendlich für ein witziges Video von ihnen.

Der Nutzer hat bis jetzt WeChat nicht verlassen.

Sportfunktion

Zuhause überprüft der Nutzer seine Schrittzahl und sonstige sportlichen Details von seinem Tag. Etwas unzufrieden beschliesst er morgen früh gleich ins Fitnessstudio zu fahren. Er legt sein Mobiletelefon zur Seite und legt sich schlafen.

Der Nutzer hat bis jetzt WeChat immer noch nicht verlassen.

Dieser Tag eines fiktiven Users zeigt, dass es nahezu keinen Grund gibt, um WeChat zu verlassen, da WeChat alle erdenklichen Funktionen eingebaut hat und bei Angebotslücken Drittanbieter ins Boot geholt hat, welche ihre Funktionen auch in WeChat anbieten.

Wie oben schon erwähnt ist die Datensammlung von Smartphones unbegreiflich gross und wertvoll. Stellen Sie sich den Wert von WeChat vor! Jede nützliche und verwertbare Handlung findet nicht auf unterschiedlichen Anbietern (Apps) statt, sondern finden auf einer Alles-Könner-App statt. Das Wissen ist nicht mehr gleichmässig auf verschiedene Entwicklerunternehmen verteilt, sondern untersteht alleine einem Tech-Giganten. Dies macht WeChat zum Traum eines jeden Marketers. Die Werbemöglichkeiten sind endlos, da sowohl die Daten wie die Plattform vorhanden sind. Besonders Native Ads sind sehr naheliegend, da Nutzer gar nicht unbedingt merken, dass sie gerade Inhalte sehen, die gesponsert sind.

WeChat – keine Datenschatzkiste, sondern die Büchse der Pandora

Wenn auch die Tatsache, dass WeChat die Einsicht auf viele Daten hat, etwas verunsichernd ist, ist das noch keinen Grund, um die Application zu meiden. 

Ehrlicherweise unterscheidet sich WeChat in diesem Punkt nicht nennenswert von westlichen Anbietern. 

Das grosse Problem von WeChat ist aber der schlichte Fakt, dass WeChat ungefiltert jede Nachricht der chinesischen Regierung übergibt und auch öffentlich klar dazu steht. China’s Regierung hat sich in sehr vielem bewiesen, doch im Bereich Meinungsfreiheit und Menschenrechte haben sie noch etwas Luft nach oben. Facebook, Instagram, Twitter und Co. sind in China nach wie vor gesperrt und auch sonst werden viele Inhalte zensuriert. So auch bei dem grossen Coronavirus-Ausbruch 2020, dessen informelle Ausbreitung von der chinesischen Regierung systematisch unterdrückt wurde.

Diese Hintergründe rücken die Motive der chinesischen Regierung in ein schlechtes Licht. Wofür werden diese Daten schlussendlich verwendet? Wie sicher ist das Verwenden von WeChat für die Bevölkerung?

Noch bleiben einige Fragen offen.

Es gibt jedoch viele westliche Anbieter, die versuchen ein westliches Äquivalent zu WeChat zu entwickeln. Der Durchbruch bzw. das Vertrauen ist bisher ausgeblieben. Was jedoch sicher ist, dass dem Entwickler, dem der Durchbruch gelingen und das Vertrauen zum Nutzer aufbauen kann, die Vormachtstellung im Bereich Personal Assistant Apps und Online-Marketings-Tools auf sicher sein wird und mit der Wissensaneignung auf Agenturseite keinesfalls geschlafen werden darf. Ob das Vertrauen für solche eine App aber jemals da sein wird in einer Welt, welche sich der uneingeschränkte Freiheit rühmt, werden wir wohl erst mit der Zeit erfahren.

Möchten Sie mehr zum Potential von Online Werbung erfahren? Wir helfen Ihnen gerne Ihre Zielgruppe zu erreichen.

Kategorie:  App

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