Kleines Denglisch-Wörterbuch für Content Editoren
Unsere deutsche Alltagssprache enthält zunehmend Anglizismen. Das hängt unter anderem damit zusammen, dass die Sprache der Online-Welt Englisch ist und die dort geprägten Begriffe häufig nicht auf Deutsch übersetzt werden. Wenn sich ursprünglich englische Ausdrücke im deutschen Sprachgebrauch etablieren, werden sie an die deutsche Grammatik angepasst.
Anglizismen im Deutschen
Online Marketing, Social Media, Spoiler, Deadline – das sind offensichtlich englische Wörter, die heutzutage kaum übersetzt, aber fast inflationär verwendet werden. Doch es gibt auch unscheinbarere Anglizismen wie starten, Baby, fair, clever oder Job, die sich mittlerweile so etabliert haben, dass uns deren englischer Ursprung gar nicht mehr unbedingt auffällt. Denglisch (ein Kofferwort aus Deutsch und Englisch) ist heute an der Tagesordnung.
Sprachwissenschaftliche Forschung haben ergeben, dass die Anzahl Anglizismen seit Mitte der 1990er Jahre exponentiell gestiegen ist. Mit den Entwicklungen im Online-Bereich wird sich dies auch kaum ändern.
Umso wichtiger also, dass man weiss, wie mit den Anglizismen aus linguistischer Sicht umzugehen ist.
Kasusflexion oder: bitte kein Deppenapostroph
Im Deutschen gibt es bekanntlich die vier Kasus Nominativ (du), Genitiv (dein), Dativ (dir), Akkusativ (dich). Bei vielen maskulinen und neutralen Substantiven bedeutet dies, dass im Genitiv ein -s oder -es als Endung hinzugefügt werden muss. Auch das Englische kennt ein Genitiv-s, dieses wird allerdings in Kombination mit einem Apostroph angehängt (Peter’s dog vs. Peters Hund). Die Schreibweise mit Apostroph existiert im Deutschen aber nicht und ist entsprechend falsch.
Gemäss Duden muss den englischen Substantiven ein -s hinzugefügt werden, wenn sich die Begriffe bereits im Wortschatz festgesetzt haben (und im Duden stehen), was etwa bei Marketing, Manager, Job oder Update der Fall ist: des Marketings, des Managers, des Jobs oder des Updates. Englische Termini, die hingegen noch nicht Teil des deutschen Wortschatzes sind, werden wie Eigennamen behandelt und entsprechen ohne Genitiv-s geschrieben.
Konjugation von Verben
Bei den eingedeutschten Verben verhält es sich ähnlich. Wir konjugieren sie nach den deutschen Grammatikregeln:
Ich twittere
Du twitterst
Er/sie/es twittert
Wir twittern
Ihr twittert
Sie twittern
Der, die oder das?
Im Englischen existiert nur ein bestimmter Artikel (the), während wir im Deutschen zwischen der, die oder das unterscheiden. Werden Wörter aus dem Englischen ins Deutsche übertragen, wird meistens das Genus (grammatikalisches Geschlecht) des passenden deutschen Begriffs verwendet. The computer = der Computer/der Rechner, the story = die Story/die Geschichte usw. Einen Sonderfall stellt E-Mail dar, was in Deutschland mit dem femininen Artikel ergänzt wird (wahrscheinlich von «die Post») während wir in der Schweiz meistens das E-Mail schreiben.
Plural im Denglischen
Bei einer Vielzahl englischer Substantive wird der Plural mit -s gebildet. Bei gewissen Nomen geht dies mit einer Umwandlung der vorhergehenden Silbe oder Buchstaben einher, namentlich bei Substantiven, die auf y enden. Aus Party wird Parties, aus Lady Ladies und aus Baby Babies. Bei eingedeutschten Anglizismen wird dies allerding anders gehandhabt, d.h. das y bleibt erhalten: Party/Partys, Lady/Ladys, Baby/Babys usw.
Komposita
Eine (wunderbare) Besonderheit des Deutschen: Es können beliebig viele Substantive aneinandergereiht werden, sofern das Wort anschliessend noch einen Sinn ergibt (vgl. Rindfleischetikettierungsüberwachungsaufgabenübertragungsgesetz). Zum einfacheren Verständnis werden Komposita aber oft mit Bindestrich gekoppelt.
Was macht man nun mit zusammengesetzten englischen Wörtern wie zum Beispiel Marketing Manager? Im Englischen stehen diese Substantive allein, im Deutschen wäre dies ein Wort. Die Regel im Duden lautet: «In Aneinanderreihungen und Zusammensetzungen mit Wortgruppen setzt man Bindestriche zwischen die einzelnen Wörter.» Das gilt auch bei englischen Wörtern, insbesondere, wenn sie an deutsche Begriffe gekoppelt werden: Online-Marketing-Agentur, Social-Media-Strategie usw.
Wird ein Kompositum mit fälschlicherweise mit Leerzeichen geschrieben, spricht man, ähnlich wie im Fall des Apostrophs, vom Deppenleerschlag. Auch zusammengesetzte Fremdwörter werden nach den deutschen Regeln zusammengeschrieben. Die Regeln mit Beispielen findet sich hier (D41 und D 42).
Und wie kommt ihr klar mit Anglizismen? Bereitet euch die Schreibweise hin und wieder Kopfzerbrechen?
keine Kommentare