Alle Macht den Kindern – wenn die Jüngsten zu Influencern werden
«Hello everyone and welcome back to my channel!” So oder so ähnlich fangen die Begrüssungen auf den meisten Social-Media-Kanälen der Influencer an. Wer genau hinschaut, der wird eins feststellen: immer mehr Kinder tummeln sich auf den sozialen Plattformen. Und immer mehr werben für Produkte oder gewähren tiefe Einblicke in ihr Privatleben. Einige von ihnen machen Millionen – und haben noch nicht einmal lesen oder schreiben gelernt.
Was die Grossen können, können auch die Kleinen
Egal ob es sich um «Toy Reviews», «Taste Test Challenges», «Make-up Tutorials» oder einfachen Produktvorführungen handelt, die Kinder stehen den Erwachsenen in nichts nach. Das beste Beispiel dafür ist der erfolgreiche Kinder-Influencer Ryan Kaji. Wann er angefangen hat? Mit stolzen drei Jahren. Auf seinem YouTube-Kanal «Ryan’s World» spielt er mit diversen Spielsachen – und bewertet diese anschliessend. Mittlerweile ist der Kleine Millionär. Knapp dreissig Millionen Dollar hat er letztes Jahr alleine durch seinen YouTube-Kanal verdient. Werbedeals und gebrandete Kleidung sind hier noch ausgeschlossen.
Von solch einem Erfolg können die meisten aber nur träumen – oder sie arbeiten bereits hart daran. Was die Kamera aufnimmt landet entweder auf TikTok, Instagram, Snapchat oder eben YouTube. Dass die Kinder dabei zum Anbeissen niedlich sind, verdoppelt ihre Erfolgschancen auf Likes und Werbe-Deals. Da sie authentisch wirken und sich beim Zuschauen oft der «Jö-Faktor» einstellt, gewinnen die Mini-Influencer schnell das Vertrauen Gleichaltriger. Doch kann dieser Erfolg auf Dauer funktionieren?
Kinder als Werbebotschafter
Süss lächelnd im heimischen Wohnzimmer – oder gleich im Spielzimmer – werden die Kinder gefilmt. Mit den Eltern hinter der Kamera, gewähren sie täglich Einblicke in ihr Leben. Die persönlichen Beiträge verleihen dem Zuschauer das Gefühl der Authentizität. Dabei tauchen, gut dazwischen gemischt, die Werbeprodukte auf. Die Kleinen lächeln in die Kamera, sagen etwas dazu, das Video wird zusammengeschnitten, hochgeladen und fertig. Jetzt heisst es abwarten. Wer damit Erfolg hat, wird zum Werbeträger und Markenbotschafter. Und wer sich richtig gut anstellt, der kann den Erfolg noch jahrelang mit sich ziehen.
Die Maschinerie der Momagers
Die meisten der «Kinder-Influencer» haben beim Start ihrer Karriere wohl kein grosses Mitspracherecht. Da gibt es solche Fälle, bei denen Promis ihren Sprösslingen noch vor der Geburt einen Instagram-Account eröffnen. Und dank der Berühmtheit der Eltern können sie den Hype bereits im Mutterleib miterleben. Dann gibt es die sogenannte «Second Generation», also die Kinder der erwachsenen Influencer. Und dann gibt es noch die dritte Kategorie. Nämlich die, bei denen ganz normale Eltern ihren Kindern einen Account eröffnen. Die meisten Mütter und Väter möchten ihre Erlebnisse mit der Welt teilen und haben – zumindest zu Beginn – keine kommerziellen Hintergedanken. Ihre Begründung: «Es macht ihm/ihr Spass. «Wenn unser Kind das nicht mehr will, hören wir auf.» Etwas zweifelhaft klingt diese oft genutzte Aussage schon, da die meisten der Kids damit aufwachsen und es nicht anders kennen.
Einige Eltern unterschätzen auch den Einfluss des Internets und die damit verborgenen Gefahren. Dass sich Abonnenten schnell Zugriff zu privaten Informationen beschaffen können, sich möglicherweise Pädosexuelle den Content anschauen, oder die Kinder Opfer von Cybermobbing werden können, wird zunächst aussen vorgelassen. Trifft einer diese Fälle doch ein, ist es für die «Momagers» oft zu spät. Wer plant, sein Kind der Welt öffentlich zu präsentieren und intime Einblicke zu gewähren, sollte sich auch über die Rechte der Kinder informieren – ansonsten drohen auch hier unangenehme Überraschungen.
Fazit
Die Welt des Influencer Marketings wird kontinuierlich grösser – die Kinder-Influencer immer zahlreicher. Die beworbenen Produkte können sich dank ihrer höheren Glaubwürdigkeit besser vermarkten, die Kleinen scheffeln im Gegenzug ordentlich Geld. Aus der Sicht der Unternehmen können die kleinen Werbeträger also durchaus lukrativ sein. Ob dies auf Dauer für die kleinen Stars genauso bleibt, ist abzuwarten.
keine Kommentare