About:Kate ein crossmediales TV Experiment
Die Mediennutzung ist im Wandel und die Parallelnutzung – Stichwort „Second Screen“ – hält Einzug in die hiesigen Wohnzimmer. Nun hat der Kultursender ARTE ein crossmediales TV Experiment gestartet. Quasi Mitmach-TV für Intellektuelle.
Für Digital Natives ist Multitasking Normalität: Beim Arbeiten am Computer poppt regelmässig das eine oder andere Chatfenster auf. Die E-Mail Vorschau zeigt neu ankommende Nachrichten an. Nebenher kommuniziert man per Whatsapp oder SMS über das Smartphone. Kein Wunder also wird auch der reine TV Konsum zunehmend als langweilig empfunden. Über den Second Screen wird daher zeitgleich gechattet oder sonst im Netz gesurft.
Erste TV Formate haben diese Herausforderung angenommen und bieten ihren Zuschauern in Ergänzung zum laufenden Programm zusätzliche Inhalte und Kommunikationsmöglichkeiten. Wir haben an dieser Stelle schon über diverse Beispiele berichtet.
Das neuste Projekt in diesem Bereich stammt vom Kultur-Kanal Arte. Und passend zur Positionierung des Senders handelt es sich dabei um eine Art experimentelles Kunst-Projekt.
Die TV-Serie About:kate dreht sich um eine junge Frau, die sich – überfordert von der Multioptionsgesellschaft – in einer Identitätskrise steckt. Sie lässt sich in eine Nervenklinik einweisen. Ihren Computer und ihr Smartphone nimmt sie mit und begibt sich damit auf die Suche nach sich selbst.
Über eine Smartphone App können die Zuschauer während der Sendung zusätzliche Infos beziehen und Fragen im Stil eines witzigen Psycho-Tests beantworten. Ein Beispiel: während Kate darüber sinniert, was wohl nach ihrem Tod mit ihrem Facebook Profil passiert, poppen auf der App Links zum Thema Digitales Vermächtnis auf. Die App synchronisiert sich über das Mikrofon mit der laufenden Sendung, sodass eine Interaktion auch bei zeitversetztem Fernsehen möglich ist.
Zwischen den Folgen haben die Zuschauer die Möglichkeit, das (virtuelle) Leben von Kate auf der Website zur Serie über einen konsolidierten Newsfeed zu begleiten. Oder natürlich auch als ihr facebook Freund nur die Aktivitäten auf dem Social Network beobachten. Und sie können sich sogar mit ihr im virtuellen Therapieraum therapieren lassen. Oder wenigstens ein paar Dinge über sich selbst herausfinden. Regelmässig werden den Usern im „Gruppenraum“ zudem kleine Aufgaben gestellt: es können Fotos oder Filme zu bestimmten Themen hochgeladen werden. Die besten werden dann in künftige Folgen hineingeschnitten und somit können User indirekt das Geschehen mit beeinflussen.
So neu ist das Prinzip nicht – und es erinnert mich irgendwie an das Kunstprojekt „Liebst Du mich Lump“ aus dem Jahr 2004, bei dem Internet-User die der Performance per Live-Stream beiwohnten aktiv auf das Geschehen Einfluss nehmen konnten.
Das Ganze ist etwas abgedreht und daher vermutlich nicht Mainstream-tauglich. Darauf deutet auch schon der Sendeplatz (Samstag Nacht kurz vor Mitternacht). Aber spannend ist das Projekt allemal. Witzig finde ich, dass gerade die Boulevard-Zeitung Bild.de darüber berichtete.
Was haltet Ihr von der experimentellen Gruppen-Therapie?
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