Sag, wie hast du’s mit der Gross-Kleinschreibung im Internet?
Deutsch und Luxemburgisch sind die einzigen Sprachen mit lateinischem Alphabet, die noch die Substantiv-Grossschreibung kennen. Deswegen lernen wir dies in der Schule auch von Beginn weg. Neben den Substantiven verlangen auch andere Wortarten nach bestimmten Regeln die Grossschreibung, zum Beispiel die Höflichkeitsanrede Sie bzw. Ihr/Ihre/Ihnen. Bei der virtuellen schriftlichen Kommunikation, namentlich bei Textnachrichten via SMS, WhatsApp, Facebook oder Instagram wird die Gross-Kleinschreibung allerdings häufig ignoriert. Darf man das im Zeichen der modernen Zeiten oder sollte man hier etwas konservativ bleiben?
Den meisten dürfte es so gehen: Schreiben wir einen Satz oder einen Text von Hand, übernehmen wir die Gross-Kleinschreibung intuitiv – so wie wir es einst gelernt haben. Anders sieht es aus, wenn wir über Social Media kommunizieren. Oft wird die Gross-Kleinschreibung aus Gründen der Bequemlichkeit und Geschwindigkeit missachtet. In der Schweiz wird zudem bei dieser Art der Kommunikation oft Dialekt verwendet, der keine Rechtschreiberegeln kennt, sodass man die Grossschreibung gekonnt links liegen lassen kann. Oder doch nicht?
Vorsicht vor Missverständnissen
Die Gross-Kleinschreibung ist aber keine Regel der deutschen Grammatik, um Fremdsprachigen das Lernen dieser Sprache unnötig kompliziert zu machen. Wendet man die Regeln gar nicht oder falsch an, kann aus einem Satz plötzlich etwas ganz anderes werden:
Der Verfolgte floh bzw. Der verfolgte Floh sind zwei Aussagen mit völlig unterschiedlicher Bedeutung. Schreibt man nun der verfolgte floh weiss man indes gar nicht mehr, was eigentlich gemeint ist – auch wenn in den meisten Fällen wohl Ersteres der Fall ist. Bei anderen Beispielen sieht das schon etwas anders aus. Ebenfalls ein Klassiker: Er hat in Russland liebe Genossen vs. Er hat in Russland Liebe genossen.
Aus diesem Grund wird sich die Gross-Kleinschreibung im Deutschen trotz gegenläufiger Tendenzen wohl weiterhin halten.
Texte besser verstehen
Die Gross-Kleinschreibung sorgt, auch aus den oben genannten Gründen, dafür, dass wir Texte einfacher lesen bzw. wahrnehmen können. Die Substantivgrossschreibung hilft etwa dabei, dass wir ein Wort als Ganzes erfassen können und nicht Buchstabe um Buchstabe lesen müssen.
Beim Verfassen von Texten auf Social Media könnte man argumentieren, dass die Texte meist nur sehr kurz sind und es deshalb eine weniger grosse Rolle spielt, ob Substantive (und die weiteren Wörter, die unter die Grossschreiberegel fallen) nun gross oder klein geschrieben werden. Dennoch gilt dies nur für die informelle Kommunikation zwischen Freunden und Bekannten. Unternehmen, die über die Sozialen Medien mit ihrer Kundschaft kommunizieren, tun sich gut daran, sich an die Rechtschreibregeln zu halten.
Korrekte Gross-Kleinschreibung ist wichtig für eine professionelle Wahrnehmung
Auch wenn es sehr schnell gehen muss: Orthographie und Grammatik sind Pflicht. Der Versuch, durch die Missachtung der Gross-Kleinschreibung jung und dynamisch zu wirken, kann schnell nach hinten losgehen, und zwar auch dann, wenn es um Texten auf den Social-Media-Plattformen geht. Denn auch auf diesen Kanälen gilt es, sich möglichst professionell zu präsentieren. Und entsprechend Wert auf die korrekte Schreibweise zu legen.
Recruiting über Social Media
Professionalität sollten sich aber nicht nur die Unternehmen auf die Fahne schreiben, sondern auch die User. Etwa wenn man sich über eine solche Plattform auf eine Stelle bewirbt. Auch wenn «unkoventionelle» Bewerbungsstrategien (zum Beispiel Bewerbung via Snapchat oder Instagram) zugelassen, sind: Wo Text verfasst wird bzw. verfasst werden muss, sollte dieser korrekt sein. Bedeutet zusammengefasst: Wann immer Professionalität verlangt wird bzw. wann immer man professionell wirken will, sind Rechtschreiberegeln zwingend einzuhalten.
Sonderfall E-Mail
Natürlich gehört auch das gute alte E-Mail zu den Online-Kommunikationsmitteln. Hier dürfte sich in vielen Fällen die Frage nach der Gross-Kleinschreibung erübrigen. Der Grund ist, dass ein E-Mail eher einem Brief ähnelt mit mehr Text, ganzen Sätzen sowie relativ klaren Strukturen (Begrüssung, Haupttext, Verabschiedung).
Fazit
Beim Schreiben über online Plattformen oder Messaging-Dienste wird wenig Wert auf die korrekte Gross-Kleinschreibung gelegt. Dies ist auch nicht weiter problematisch, sofern sich das auf den informellen Bereich beschränkt. Wann immer aber Professionalität verlangt ist – nicht nur im Arbeitsalltag, sondern auch in vielen anderen Situationen – muss dringend darauf geachtet werden.
Deshalb ist es wichtig, sich die Rechtschreiberegeln hin und wieder in Erinnerung zu rufen.
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