SEO und Schreibstil oder: Wer ist eigentlich “man”?

Zum Thema SEO findet man im Internet reichlich Artikel, Blogs und vieles mehr. Man muss nicht lange suchen, damit man nützliche Tipps und Anregungen findet. Auch rund um das Thema Schreibstil bekommt man mit wenigen Klicks ein paar Inputs. Doch wer ist eigentlich “man”? Und warum bemerkt man “man” oft erst auf den zweiten Blick? Der Sache gehen wir auf den Grund.

Ist euch bewusst, wie viel ihr täglich lest? Ein gezielter Blick aufs Handy, ein verträumter Blick auf die Werbetafeln am Bahnhof, ein verstohlener Blick in die Zeitung des Sitznachbarn… Die Liste liesse sich noch munter weiterführen. Dabei sind aber weder die Inhalte noch die Anzahl der Texte das eigentlich Spannende. Nein. Weitaus überraschender ist, dass wir uns daran gewöhnt haben, völlig unterschiedliche Schreibstile zu lesen. Der Chat-Verlauf mit Freunden bekommt schnell eine telegrammstilartige Note oder gleicht einer verschriftlichten Sprachnachricht. Man kennt sich und der Andere weiss ja, was man meint – daran ändert selbst die Autokorrektur nichts. Die Werbetafeln am Bahnhof flashen uns mit Wortwitz und prägnanten Messages, während die Zeitung uns meist in geschliffenem Schuldeutsch die Welt erklärt.

Oft nehmen wir die Vielfalt gar nicht wahr, dabei ist sie da: Je nach Kanal unterscheiden sich Stil, Anrede und vieles mehr. Und je mehr Kanäle es gibt, desto mehr Stile gibt es. Wir sind sprachflexibel geworden und übernehmen automatisch vieles, was wir lesen. Prinzipiell eine gute Sache. Doch sollten wir nicht jeden Quatsch übernehmen, sondern uns ein paar unschöne Sprachphänomene bewusst machen und sie vermeiden. Mit schlecht geschriebenen Texten steigt die Chance, dass uns die Website-Besucher, die wir dank unserer Suchmaschinenoptimierung gewonnen haben, schnell wieder verlassen. Und das darf nicht sein.

Tipp 1: Vorsicht mit unpersönlichen Formulierungen

“Hier müsste man mal was verändern.” Jede Wette, dass ihr diesen Satz schon gehört habt. Fühlt ihr euch von solch einer Aussage angesprochen und zur Veränderung animiert? Vermutlich nicht. Denn es ist auch unklar, ob damit ihr gemeint seid oder derjenige, der den Satz ausgesprochen hat. Bestimmt gibt es Situationen, in denen jemand “man” bewusst und aus strategischen Gründen verwendet, z.B. um auf den Wunsch nach Veränderung hinzuweisen ohne sich selbst in die Pflicht zu nehmen. Viel interessanter ist jedoch, wie oft man unbewusst und ganz intuitiv das äusserst unpersönliche Wort “man” benutzt.

Achtet doch einmal darauf, wie oft ihr selbst dieses Wort (gesprochen oder geschrieben) verwendet. Ich denke, ihr werdet überrascht sein. Mein Tipp: Geht sparsam mit diesem Wort um. Wenn ihr jemanden direkt ansprechen möchtet, dann solltet ihr ihn und nicht “man” ansprechen.

Tipp 2: Konkret werden

“Ab morgen soll es wärmer werden.” Sagt mir das eine Freundin, genügt mir eine Pi-mal-Daumen-Angabe. Würde ich so etwas auf einer Webseite für Wettermeldungen lesen, vermutlich nicht. Auch eine Webseite, deren Startseite mich mit “Hier werden Sie einige interessante Informationen finden.” anspricht, besuche ich höchstwahrscheinlich nicht sehr lange.

Mein Tipp: Werdet konkret. Viel reden, nichts sagen – das rentiert sich auf Dauer nicht. Wer via Suchmaschine auf eure Webseite kommt, hat vermutlich ein relativ konkretes Bedürfnis und versteht schnell, ob ihr ihm bietet, was er sucht oder nicht.

Fazit

Wir alle begegnen täglich den vielen Irrungen und Wirrungen unserer Sprache. Oft realisieren wir gar nicht, warum wir z.B. eine Webseite nur kurz anlesen und dann gleich wieder schliessen. Dafür gibt es Gründe, dagegen kein Patentrezept. Ich denke, dass es viel bringt – nein, es macht sogar Spass – sich ein paar sprachliche Phänomene anzuschauen und genauer zu beobachten. So entlarvt ihr unnötige Floskeln oder stilistische Hürden in euren eigenen Texten und gebt euch selbst die Chance, euren Schreibstil kontinuierlich weiterzuentwickeln. Es ist ein On-Going-Prozess, der Spass macht und irgendwann wie von selbst funktioniert. Man weiss vielleicht nicht warum, aber es ist so. Versprochen!