Wie wird mein Online-Profil von Unternehmen genutzt, benutzt, missbraucht?
Bildquelle: techrepublic.com
Wie wird mein Online-Profil von Unternehmen genutzt, benutzt, missbraucht?
Bei meiner Internetrecherche zu diesem Blogpost bin ich auf das Thema «Werbeprofile» aufmerksam geworden. Mit einem Werbeprofil meine ich mein Profil im Internet genau so wie deines – aber besser wie keines. Mich hat interessiert, wie mein Profil im Internet von Unternehmen genutzt, benutzt oder auch missbraucht wird.
Die Wertschöpfungskette der Werbeindustrie
Meine Recherche hat ergeben, dass bei einer einzigen Werbeeinblendung total und im Schnitt rund 21 Firmen involviert sind. Untenstehende Grafik bietet Luma Partners auf ihrer Website an. Sie zeigt die komplexen Zusammenhänge zwischen Werbetreibenden, Medienhäusern und Technologieunternehmen auf – um dann schlussendlich an mich, die mögliche Zielgruppe, zu gelangen. Ein kurzes Screening des Slides genügt um zu erkennen, dass einiger Aufwand betrieben wird, um an meine Aufmerksamkeit zu gelangen.
Bildquelle: lumapartners.com
Im Vergleich dazu: bei der Milchproduktion sind es rund neun Firmen, die involviert sind, um die Milch dann an die Frau oder den Mann zu bringen – gut so, denn Milch brauchen eben auch alle:
Bildquelle: milchwirtschaft.de
Und was hat das nun überhaupt mit meinem Online-Profil zu tun?
Interessiere ich mich auf dem Internet beispielsweise für die brandneuen Nike-Modelle und suche danach, werde ich mit diesen Nike-Modellen anschliessend ein Déjà-vu haben auf anderen Websites die mir auf dem Internet begegnen – zum Beispiel prominent platziert auf einer Bannerwerbung, oder innerhalb einer Streaming Ad – überall in der Online-Werbung der folgenden Monate werde ich den Nike-Modellen wieder begegnen (je nach Einstellung natürlich) – und irgendwann wohl auch kaufen. Man spricht hier auch von Retargeting oder Remarketing.
Möglich macht dies gezieltes Tracking des einzelnen Users, also meines meines Online-Nutzungsverhaltens. Auf der Website mit den brandneuen Nike-Modellen werde ich als User von allen möglichen Drittfirmen als Kaufinteressent identifiziert und in einem Profil gespeichert. Anschliessend kann jede Seite mit Zugriff auf dieses Profil mich als User auf Schritt und Tritt bewerben und den Kaufanreiz somit laufend steigern.
Identifiziert heisst somit auch ein Stück weit infiziert.
Online-Werbung als Mittel zum Zweck
Online-Dienste machen keine Geschenke und gratis gibt es meist auch nichts. Ich als User muss mich damit abfinden, dass ich für die Angebote bezahle, indem ich mehr konsumiere als ich eigentlich wollte. Oder ich zahle mit meinen persönlichen Daten, die Informationen enthalten, was mich interessiert und was ich kaufe.
Unter dem Strich ist dies auch eine Notwendigkeit, um all die Online-Dienste weiterhin kostenlos angeboten zu bekommen. Denn die Werbung ersetzt die fehlende Zahlungsbereitschaft der User – die zu glauben scheinen, dass im Internet alles gratis genutzt werden könne.
Und wie geht’s nun weiter?
Auch in Zukunft wird es Online-Werbung geben. Das intensive Tracking und die Profilbildung sind Teil des Werbesystems. Aufgrund meines Browserverlaufs erstellen verschiedene Firmen ein Profil von mir, um mir zielgerichtet Werbung anzeigen zu können und damit auch die Click-Through-Rate erhöhen zu können (Click-Through-Rate = Anzahl der Klicks auf Werbebanner oder Sponsorenlinks im Verhältnis zu den gesamten Impressionen).
Stimmen die Zahlen, sind Produktanbieter und die Werbeindustrie happy – und das über die Jahre gewachsene und optimierte, selbsterhaltende System bleibt stabil. Auch AdBlocker oder Datenschutz-Pop-ups werden dies wohl nicht ändern können.
Die beiden grössten Internetfirmen – Google und Facebook – werden somit weiterhin an ihrem Geschäftsmodell, der Monetisierung unserer Daten, feilen können. Weitere Erfolge der beiden globalen Player sind unter dem Strich in unser aller Interesse. Doch die Frage bleibt, möchte ich dafür meine Profildaten preisgeben?
Die Hoheit der Daten
Das Unwohlsein bei den Usern steigt, dass ihre Online-Daten sehr beliebig und ohne Transparenz verwendet werden. Gleichzeitig sind sich auch viele bewusst, dass dank ihrer Daten die Vielfalt an Inhalten im Netz steigt.
Am besten ist darum wohl ein Weg weg von der Online-Werbung, die heimlich und nicht transparent wirkt, hin zu einem offenen System. Ein offenes System, in dem der User die Hoheit über seine Daten behält und ein freier Umgang zwischen Konsumenten und der Industrie und den jeweiligen Interessen entsteht. Zugunsten der Individualisierung unseres digitalen Alltags.
Fazit:
- «If you are not paying for it, you’re not the customer; you’re the product being sold» (Andrew Lewis)
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