Wahlen im Kanton Zürich – und wie sich Parteien und Politiker online Präsentieren. Teil 2: Facebook
Kaum ein Unternehmen, das nicht mit eigener Fanpage auf Facebook vertreten ist. Kaum ein Verein, den man nicht auch auf Facebook findet. Und wie sieht es mit den Parteien und Politikern aus? Sind sie auch auf Facebook ? und wenn ja, wie präsentieren sie sich? Das hat mich im Vorfeld der Wahlen im Kanton Zürich besonders interessiert. Ein weiterer Augenschein.
Letzte Woche bin ich den auf den Wahlflyern meines Wahlkreises (Stadt Zürich, Kreis 6) abgedruckten URL’s gefolgt, und habe Partei- und Kandidaten-Websites unter die Lupe genommen. Von diesen Webseiten ausgehend bin ich dann allen Links zu Facebook gefolgt.
Und hier die Zusammenfassung dessen, was ich angetroffen habe:
- FDP des Kantons Zürich und SVP der Stadt Zürich haben keine Page, sondern eine Gruppe. Der Unterschied ist wohl nicht allen ganz klar. Auf der Website der FDP steht neben dem Link zur Facebook Gruppe: “Als Fan immer informiert” …
- Neben der Alternativen Liste haben als einzige die Grünen haben den Landing-Tab entdeckt: sowohl auf der Fanpage der Grünen (Facebook.com/umweltpolitik) als auch auf der Seite ihres Regierungsrateskndidaten Martin Graf findet sich ein ordentlicher Landing Tab. Bei den Grünen sogar mit der Aufforderung, die Seite zu liken. Bei Martin Graf mit einer kleinen Navigationsfunktion.
- Die einzige Facebook App stammt auch von den Grünen. Es ist eine Wahlzette-Applikation, die dem User zu jedem Kandidaten im eigenen Wahlkreis das Okö Rating und das Profil (Verlinkt zu Smarktvote) anzeigt. Am Schluss erhält der User die Möglichkeit, die Liste auszudrucken, um sie auf die Wahlzettel zu übertragen. Nette Idee. iLike 🙂
- Die Seite mit den meisten Likers ist die Alternative Liste mit 469 (Stand 18.3.2011). Gefolgt von 377 der SP Kanton Zürich. Thomas Heiniger bringt es als Regierungsratskandidat immerhin auf 222.
- Inhaltlich haben, bis auf die SVP mit letztem Eintrag November 2010, alle etwas zu erzählen. Auf den Kandidatenseiten erfährt der User meist etwas zum Wahlkampf (behind the Scenes), Terminen, erhält Links zu Interviews und Artikeln, aber auch politische Inhalte werden diskutiert.
- Der Grünliberale Beni Schwarzenbach habe ich auch ohne Link vom Wahlflyer gefunden – er nimmt sein Glück selber in die Hand und schaltet Facebook Anzeigen:
Diverses und Lustiges
- Thomas Heiniger hat..nein, lesen Sie selbst:
- Die SVP Gruppe hat Mitglieder wie Charlotte von Lengenfeld. Ihres Zeichens Auslandskorrespondentin des “The Australian” und vernetzt mit Roger Köppel. . ist die echt??
- Pascal Trüb, Administrator der Gruppe FTP Zürich hat ein ziemlich läppsches Profilbild.
Fazit und Herausforderungen
Alles in allem kein überwältigendes Resultat. Weder qualitativ und noch weniger quantitativ. Kein Auftritt wirkt richtig professionell. Und kaum ein Politiker kommt auf eine relevante Zahl an Likers. Auf Facebook stehen Parteien und Politiker m.E. zwei wesentlichen Herausforderungen gegenüber:
Abbildung der Struktur: Die Kantons- und Regierungsratswahlen sind ein schönes Beispiel für diese Strategische Fragestellung. Soll eine Partei nur eine Landesübergreifende Parteiseite betreiben (und wenn ja, in welchen Sprachen?), oder eine für jeden Kanton? oder zusätzlich einen für jede Stadt? für jeden Wahlkreis? für jeden Kandidaten? Die SP des Kantons Zürich zum Beispiel hat sich dafür entschieden, für jeden Wahlkreis eine eigene Fanpage zu betreiben. Mit dem Vorteil, dass eine sehr individuelle Informationspolitik möglich ist. Mit dem Nachteil aber auch, dass alle Seiten einzeln betreut werden müssen und nur kleine Liker-Zahlen aufweisen. Und dass das Ganze für den User reichlich unübersichtlich wird. Aber wenigstens sind die Seiten alle gut untereinander verlinkt.
Politik ist Privatsache: Politik, Religion und Geld gelten als die Tabuthemen beim Smalltalk. Und das selbe gilt irgendwie auch auf Facebook. Denn die wenigsten User würden wohl offen mit ALLEN Leuten über Politik diskutieren (wollen), die mit ihnen auf Facebook vernetzt sind. Und nachdem Facebook zunehmend auch im beruflichen Kontext eingesetzt wird, wird der Pflaster für die Politik immer heisser. Und ein (für jeden einsehbares, öffenltiches) iLike abzuholen immer schwieriger.
Was meinen Sie?
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