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Interview mit Alex Pistoja von 14k übers Bloggen und den Impact von Social Media

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Alex Pistoja 14k

Alex Pistoja AKA d.d. fresh ist Mitbegründer eines der ersten europäischen HipHop Magazine 14k, das 1988 erstmals erschien. Mittlerweile ist aus dem Print-Magazin ein Blogazine geworden. Ich habe mit Alex über den Übergang von Print zu Online geredet, über die parallele Nutzung unterschiedlicher Social Media Kanäle und übers Bloggen an sich.

1997, 10 Jahre und 48 Ausgaben nach dem Launch war Schluss mit dem Print, und Ihr seid mit dem Magazin ins Web umgezogen. Eine mutige Entscheidung damals – gegen die viele Medienhäuser noch heute an kämpfen. Was hat damals den Ausschlag dafür gegeben?

Ehrlicherweise muss man sagen, dass von 1997 bis 2002 eine Pause war. Erst danach fand der Umzug ins Netz statt und zwar in Etappen. In einem ersten Schritt ging es csizee und mir darum, die Domain 14k.ch zu reservieren und Interessierten kleine Meldungen zu bieten, z.B. Ankündigungen von Partys, an denen wir auflegten.
Mit der Zeit zeigte sich, dass wir viel mehr zu berichten haben und wir bauten den Kanal aus mit News aus dem HipHop-Kosmos. Als später cosMiss zum Team stiess, lotete sie technische Möglichkeiten aus und so kamen Bildergalerien dazu. Bildmaterial hatte sich ja zu Hauf angesammelt, lagen aber bis dahin nur auf der Festplatte.

Zwischenzeitlich gab es gefühlt einige Redesigns – und aktuell kommt der ehemalige Blog 14k.ch ziemlich magazinig daher. Ich habe das einleitend mit dem Modewort „Blogazine“ umschrieben. Passt der Begriff? Und was ist der Hintergrund des aktuellen Designs?

cosMiss und ihre Schwester Pixelixi – die massgeblich das Design verantwortet – halten stets die Nase im Wind. Einerseits wollen wir optisch eine ansprechende Seite, andererseits auch technisch. Mit den inzwischen unüberschaubar gewordenen Bildschirmformaten – von Desktop über Laptops bis hin zu mobilen Devices inkl. Skalierbarkeit der Browser– wuchs unser Anspruch, die Screens optimal zu füllen. Mit der jetzigen Lösung erfüllen wir dies. Ein angenehmer Nebeneffekt ist das „magazinige“, das dabei entsteht: Statt zu blättern kann man scrollen und es gibt stets etwas Neues zu entdecken. Eine starke Suche und ein paar Navigationspunkte lassen aber auch gezieltes Finden von Inhalten zu. Insofern gefällt mir der Begriff „Blogazine“ ganz gut.

Mit dem Redesign des Magazins ist die Kommentarfunktion weggefallen. Ganz schön ungewöhnlich im Social Media Zeitalter. Was ist der Grund dafür?

Die Kommentarfunktion wurde nach Facebook verschoben. 14K berichtet viel über Graffiti – auch auf Zügen. Das ist ein heikles Thema und naturgemäss auch für die Polizei interessant. Die vorherige Kommentarfunktion bot Maulhelden und Besserwissern zu viele Freiheiten. Entsprechend gross war unser Moderations-Aufwand. Mit dem Umzug der Kommentare auf Facebook hat sich das schlagartig verbessert. Echtnamen – oder so gut wie – haben die Hemmschwelle für Trollkommentare massiv erhöht.

Neben dem – nennen wir es mal „Content Hub“ – dem Magazin – ist 14k  ja noch auf vielen anderen Plattformen präsent: Twitter, YouTube, Facebook, Google+, Instagram. Wie geht Ihr mit den unterschiedlichen Kanälen um: Wird jede Plattform für spezifische Inhalte verwendet oder werden Inhalte gleichzeitig über mehrere Kanäle verbreitet?

Die unterschiedlichen Plattformen sind ein Segen. Zwar pflegen wir nicht jeden Kanal gezielt. Beispielsweise wird Twitter aus Facebook gespeist und Google+ führt eine sehr untergeordnete Rolle. Aber Facebook eignet sich bestens nicht nur für eigene Posts sondern auch, um solche von anderen zu teilen. YouTube ist für unsere Filmbeiträge perfekt: Der Upload ist rasch und das anschliessende Handling problemlos und man hat die Gewähr, dass die Filme auf allen Ausgabegeräten laufen. Instagram ist die Bild-Plattform, um mit dem Handy festzuhalten, was man unterwegs findet. Rubiks Cube und ich nutzen diese Möglichkeit intensiv und dank einem Plugin ist auch 14k.ch immer à jour, damit auch Leute ohne Instagram davon profitieren.

Die Anzahl an Plattformen wächst täglich. Auf allen kann man kaum dabei sein. Soviel ich weiss ist 14k z.B. nicht auf Pinterest und Tumblr unterwegs. Richtig? Was sind für Euch die ausschlaggebenden Punkte für die Wahl einer Social Media Plattform?

Pinterest nutze ich in bescheidenem Mass für mich, aber für 14K hat es sich bis jetzt nicht als passendes Gefäss gezeigt. Auch bei Tumblr konnten wir keinen Zusatznutzen ausmachen. Grundsätzlich suchen wir die Plattformen nach folgenden Kriterien aus: Welchen Nutzen bringt es uns – und wen können wir damit erreichen bzw. welchen Vorteil haben die Userinnen und User? In die Falle, uns mit zu vielen Plattformen zu verzetteln möchten wir nicht tappen.

Ich frage das auch, weil Ihr ja z.B. schon seit fast Beginn auch auf Google+ seid. Und die Plattform im Gegensatz zu den meisten anderen Brands ziemlich aktiv bespielt. Woher nehmt Ihr bloss den Elan?

Als Google ankündigte, ein eigenes soziales Netzwerk zu lancieren, waren wir gespannt. Als es dann da war haben wir natürlich begonnen, den Kanal zu nutzen. Heute müssen wir ernüchtert feststellen, dass es keinen Mehrwert bietet. Daher schenken wir dem Kanal kaum Aufmerksamkeit. De facto kopieren wir 1:1 unsere Posts von Facebook dorthin.

Neben Dir schreiben ja noch drei weitere Autoren bei 14k. Wie organisiert Ihr Euch? Gibt es einen Redaktionsplan? Richtlinien? Redaktionssitzungen? Oder publiziert jeder einfach spontan was ihm einfällt?

Schön wär‘s! Tatsächlich sieht es so aus, dass wer gerade über etwas Interessantes stolpert, einen Beitrag verfasst. Das führt dazu, dass es manchmal Flauten gibt und dann kommen gleich mehrere Beiträge aufs Mal. Aber wir denken, unsere Besucherinnen und Besucher verzeihen uns das grosszügig.

Im Zeitalter von Blogs, Microblogs und Facebook kann sich jeder selber seine kleine Öffentlichkeit schaffen und die Hürde, mit einem (online) Magazin zu starten, ist dadurch sicherlich enorm gesunken. Die nötige Infrastruktur hat heute jeder zu Hause – im Gegensatz zu früher (ich denke an Deinen Riesen-Grafik-Rechner der damals den halben Wohnzimmertisch einnahm;-)). Hat das die Situation für Euch als Publizisten verändert? Und wie geht ihr mit der neuen Wettbewerbssituation um die Aufmerksamkeit der potenziellen Leser um?

Die technischen Möglichkeiten haben sich wirklich drastisch geändert. 14k.ch läuft auf WordPress und damit kann ich einfach schnell einen Beitrag auf dem Mobile verfassen. Die Qualität der Handy-Fotos ist fürs Web ebenfalls akzeptabel, sodass ein riesen Rechner wie einst undenkbar geworden ist.
Was die Wettbewerbssituation angeht stellen wir immer wieder fest, dass das Anfangen eines Projekts tatsächlich schnell möglich ist. Es  dann aber durchzuhalten, fällt schon schwerer. Daher sparen sich viele die Mühe und melden sich stattdessen mit einer Beitragsidee bei uns, was wir meist gerne annehmen.

Als Blogger schreibst Du ja nicht nur, sondern liest sicher auch viel und lässt dich von anderen inspirieren. Hast Du noch ein paar Geheimtipps für unsere Leser?

Eine der besten Seiten ist für mich ILoveGraffiti.de: Die Macher warten täglich mit haufenweise Hintergrundinformationen, Interviews und Filmbeiträgen aus aller Welt auf. Eine andere Seite schliesst leider per 30. April ihre Tore: StreetFiles.org veröffentlichte User-generierte Inhalte mit Graffiti-Fotos aus aller Welt. Wer wissen möchte, was in Zürichs Strassen geht, wirft am besten einen Blick auf StreetartArchive.ch: Hier sind legale Graffiti und StreetArt stark vertreten.
Da ich auf das Habtische stehe, werfe ich gerne einen längeren Blick in Magazine. Amateur gehört zu meinen Favoriten, weil sie viel über urbane Kunst berichten. Graffiti-mässig ist das Bomber Magazine aus Holland Kult, denn es erscheint seit 1987. Es erschien also sogar vor der ersten Ausgabe von 14K – und es gibt es noch!

Ich bedanke mich ganz herzlich für Deine Zeit und wünsche Dir alles Gute für die Zukunft und freue mich auf die nächsten 10 Jahre 14k.

Herzlichen Dank!

Bild Quelle: Markus Fischer/Amateur MagazineNr 011

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