Foren vs. Facebook: Vor- und Nachteile einer Facebook-Gruppe
Runde 2 im Kampf Foren vs. Facebook. Diesmal stehen die Facebook-Gruppen im Fokus. Solche Gruppen scheinen zu boomen und haben sich zu einem beliebten Kommunikationsmittel unter Studenten entwickelt. In diesem Blogbeitrag werden die Vor- und Nachteile einer Facebook-Gruppe vorgestellt.
Letzte Woche habe ich euch die Vor- und Nachteile eines Forums näher gebracht und dazu die Betreiber von uniboard.ch, dem grössten Schweizer Studentenforum, befragt. Für die Sicht der Facebook-Gruppen habe ich mehrere Kurzinterviews mit Administratoren studentischer Gruppen geführt.
Zwei Arten von Gruppen
Betrachtet man die Gesamtlandschaft studentischer Facebook-Gruppen, so lassen sich diese in zwei Kategorien unterteilen. Einerseits gibt es Gruppen pro Fach und andererseits Gruppen, die nur auf einen bestimmen Jahrgang bezogen sind. Ein Merkmal, das auf viele Studenten-Gruppen zutrifft ist, dass sie für die Öffentlichkeit nicht zugänglich sind und man Gruppenmitglied sein muss, um die Inhalte zu sehen.
Was sind die Gründe für die Erstellung solcher Gruppen?
Die Admins von Jahrgangsgruppen haben meist von älteren Studierenden von einer existierenden Facebook-Gruppe ihres Fachs erfahren oder sind dort selbst Mitglied. Sie haben dann für ihren Jahrgang bewusst eine eigene Gruppe erstellt. Gründe für diese Abgrenzung zu einer grossen Facebook-Gruppe gab es mehrere. Einerseits sollten sich so die Mitstudenten desselben Jahrgangs besser kennenlernen und ein „Gefühl von Vereinigung“ entstehen. Andererseits „stören“ so die Beiträge in der Jahrgangsgruppe nicht die älteren Studenten und betreffen die Mehrheit der Gruppe. Daneben gab es auch persönliche Gründe:
„Ich fand es interessant, ich organisiere gerne solche Sachen und bin auch gerne “überall dabei”, es interessierte mich zu wissen, wer mit mir studiert. Es war auch am Anfang auch oft ein Thema, wenn ich neue Leute aus dem Studium kennenlernte, die so wussten wer ich war.“
(Chloé Arbenz, Administratorin „PuK Forum – Studienbeginn ab 2013“)
Andere fanden gerade diese Jahrgangsgruppen nicht sehr sinnvoll, da dadurch das Wissen der älteren Studierenden verloren geht und haben eine seitenübergreifende Gruppe für das ganze Fach gegründet.
Sicht auf das Uniboard
Die Sicht Facebook-Administratoren auf klassische Foren wie das Uniboard ist keinesfalls negativ. Viele finden es nützlich und schätzen es. Vor allem die Vernetzung von Studierenden über mehrere Fachrichtungen und Universitäten hinweg wird gelobt.
„Ich finde das Uniboard super! Es vernetzt wahnsinnig viele Studenten und das nicht nur von einer Universität. Zudem kann man dort auch Dokumente miteinander teilen.“
(Sina Haller, Administratorin „Psychologiestudenten der UZH“)
Auch sei das Uniboard für längere Diskussionen besser geeignet als eine Facebook-Gruppe. In den Gruppen werden vor allem auch weniger inhaltliche Fragen, sondern viel mehr organisatorische Fragen behandelt. Diese sind oftmals von kurzer zeitlicher Relevanz und somit ungeeignet für ein grosses Forum.
Einige Gruppenleiter sehen das Uniboard in erster Line als ein Ort, wo man Zusammenfassungen oder Übungsfragen herunterladen kann. Für die Kommunikation und Verbreitung von aktuellen Informationen oder zur Mobilisierung von Helfern für studentische Anlässe seien Facebook-Gruppen aus ihrer Sicht besser geeignet.
Vorteile einer Facebook-Gruppe
Der grosse Vorteil von Facebook-Gruppen ist die Usability. Da die allermeisten Personen ein Facebook-Profil haben und Facebook auch in ihrer Freizeit nutzen, fällt ein Registrationsprozess weg. Zudem tauchen neue Beiträge in den Gruppen automatisch auf der Pinnwand auf und erreichen so schnell auch Personen, welche nicht gezielt auf die Gruppe zugreifen.
Das Erfolgsgeheimnis und wohl allergrösste Vorteil einer Facebook-Gruppe ist der Netzwerkeffekt. Man sieht, wenn Freunde Gruppen beigetreten sind und tritt so selbst auch bei. Zusätzliche Funktionen von Facebook wie das schnelle Teilen von Beiträgen erhöhen den Informationsaustausch.
Ein weiterer grosser Vorteil ist die mobile Nutzung durch die gut ausgebaute und weit verbreitete Facebook-App. Dadurch kann man auch unterwegs problemlos und schnell auf die Gruppen zugreifen.
Zudem ist in Facebook-Gruppen das Verhältnis zwischen den Studenten ungezwungener und lockerer, da man viele Leute in der Gruppe persönlich kennt oder zumindest schon mal gesehen hat. Im Gegensatz zu einem klassischen Forum entsteht in Facebook-Gruppen dadurch ein stärkeres Gefühl von Nähe.
Nachteile einer Facebook-Gruppe
Ein grosser Nachteil ist sicherlich die fehlende Nachhaltigkeit und Strukturierung. Beiträge verschwinden nach einer gewissen Zeit in der Timeline und werden so auch nicht mehr gut gefunden und gehen vergessen. Es werden nur die obersten sichtbaren Beiträge diskutiert.
Ausserdem sind Facebook-Gruppen mehr von „Spam“ betroffen. Einige Administratoren finden es mühsam, kommerzielle Werber aus der Facebook-Gruppe herauszuhalten, damit die relevanten Informationen nicht untergehen.
Ein Vorteil eines Forums im Beitrag letzter Woche war die klare Verantwortlichkeit der Betreiber. Bei meiner Kontaktaufnahme der Facebook-Administratoren habe ich gemerkt, dass eine solche bei einigen Facebook-Gruppen fehlt. So gab es Personen, die überrascht waren und gar nicht wussten, dass sie Administrator einer Gruppe waren. In einem anderen Fall war die Person zwar Admin der Gruppe, aber nur aus dem Grund, da die Kollegin die Gruppe verlassen und ihr die Leitung der Gruppe übertragen hatte. Die Person selbst ist weder über die Gruppe noch über das eigene Studienfach wirklich begeistert.
Fazit
Das Duell zwischen Foren und Facebook kann nicht eindeutig entschieden werden. Beide Plattformen haben verschiedene Funktionen und bedienen unterschiedliche Bedürfnisse. Zukünftig wird wohl keine Form die andere verdrängen.
Hier nochmals die Vor- und Nachteile einer Facebook-Gruppe in der Übersicht:
Vorteile | Nachteile |
Usability | Fehlende Nachhaltigkeit |
Netzwerkeffekt | Fehlende Strukturierung |
Mobile Nutzung durch App | Evtl. betroffen von „Spam“ |
„Gefühl von Nähe“ | Evtl. fehlende klare Verantwortlichkeit |
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