Die optimale Informationsarchitektur erstellen – hilfreiche Tipps
Einen Relaunch oder ein Redesign einer Website nimmt man häufig zum Anlass, Ordnung in die Website zu bringen. Entweder baut man die Struktur vollkommen neu auf oder man sortiert die bisherigen Inhalte neu. Einer der wichtigsten Schritte bei einem Relaunch in der Konzeptionsphase ist die Erstellung der Informationsarchitektur. Was genau die Informationsarchitektur beinhaltet und was es dabei alles zu beachten gilt, lest ihr hier.
Was ist eine Informationsarchitektur? – Die Definition
First things first: Was ist eine Informationsarchitektur überhaupt? Norman Nielsen – UX- und Usability-«Guru» – definiert die Informationsarchitektur wie folgt:
Die Informationsarchitektur einer Website oder allgemein Seite besteht aus zwei Teilen. Einerseits soll sie den Inhalt und die Funktionalitäten einer Seite identifizieren und definieren. Andererseits ist sie die Organisation oder Struktur, die die Beziehung zwischen den Inhalten und Funktionen einer Seite definiert. Kurz: Die Informationsarchitektur, oft auch mit IA abgekürzt, ist das Gerüst, das Skelet einer Seite. Die IA ist dabei nicht direkt sichtbar auf dem Bildschirm. Man kann sie sich wie ein typisches Organigramm vorstellen, bei dem verschiedenen Hierarchien und Beziehungen dargestellt werden. Als Visualisierung und Arbeitsinstrument ist das Organigramm auch die richtige Wahl. Die Qual der Wahl hat man bei den Tools. Hier haben wir für euch Tools zur visuellen Aufbereitung einer Informationsarchitektur getestet.
Was ist der Unterschied zwischen Informationsarchitektur und Navigation?
Im Gegensatz zur Informationsarchitektur ist die Navigation für die User auch direkt sichtbar. Als Navigation dient zum Beispiel umgangssprachlich das «Menü», das die wichtigen Seiten und teilweise auch einen Teil der Architektur der Website darstellt. Auch weitere Elemente gehören zur Navigation wie zum Beispiel die Breadcrumbs. Auch mobile gibt es für die Navigation besondere Herausforderungen. UX-Tipps für das Hamburger Menü auf Mobile sowie weitere mobile Navigationsprinzipe findet ihr in älteren Blogposts.
Bevor man aber mit der Konzeption und dem Design der Navigation beginnen kann, ist zuerst die Informationsarchitektur festzulegen. Was es dabei zu beachten gibt sowie Tipps und Erfahrungen aus dem Agenturalltag lest ihr folgend:
Keyword Research und Strategie erstellen
Die Suchmaschinenoptimierung sollte von Beginn an und bei jedem Prozessschritt bei einem Website-Projekt miteinbezogen werden. Nur so kann man sichergehen, dass die Website die gewünschten Top-Rankings erzielt. So ist dies auch beim Erstellen der Informationsarchitektur der Fall. Um die Seite suchmaschinenoptimiert aufzubauen, ist zuerst zu prüfen, nach welchen Keywords die User überhaupt suchen. Dieser Schritt nennt sich Keyword Research. Man sucht mithilfe von geeigneten SEO-Tools nach Suchbegriffen (Keywords), die natürlich auch eine Verbindung zum Thema der Website haben.
Anschliessend sind die Keywords nach Themen zu sortieren. Jedes Thema sollte auf einer eigenen Seite behandelt werden. Dies nicht ohne Grund, denn Google resp. deren Algorithmus «denkt» auch in Themen. Mit diesem sogenannten Keyword Cluster geht es an die Erarbeitung der IA. Dabei helfen folgende Fragestellungen:
- Welche Themen werden häufig gesucht?
- Wie lassen sich diese schlau strukturieren?
- Welche verschiedenen Kategorien und Unterkategorien gibt es?
- Können wir guten Content zu den Themen erstellen?
- Passen diese auch mit dem Ziel und der Zielgruppe der Website (und des Unternehmens) überein?
Ausblick: Wenn dann die Informationsarchitektur final ist, kann die Keyword-Strategie erstellt werden. Diese definiert, welche rund 5 – 6 Keywords auf den einzelnen Seiten optimiert werden sollen. Dann ist auch die Seitenbezeichnung festzulegen, die im Idealfall natürlich auch optimiert sind.
Sinnvolle Kategorien wählen
Die Keyword Research ist abgeschlossen und die verschiedenen Cluster erstellt. Nun gilt es, diese in logische Kategorien zu gliedern. In einem Organigramm gibt es verschiedene Hierarchien, so ist es auch bei Websites. Die oberste Hierarchie bildet dabei typischerweise die Menüpunkte ab, die dann auch für die User ersichtlich sind. Diese enthalten dann eine weitere Ebene mit Unterkategorien, welche dann ebenfalls weitere Unterkategorien enthalten können.
Aus Erfahrung kann ich sagen, dass es gar nicht so leicht ist, diese Hierarchie aufzubauen. Es gibt immer wieder Themen, die sich teilweise überschneiden. Oder beispielweise auch einzelne Spezialthemen, bei denen man nicht genau weiss, wie und wo man diese nun in die Informationsarchitektur einordnen kann. Wichtig ist, dass die IA einem Konzept folgt, dass dann für alle Kategorien durchgezogen wird. Zum Beispiel kann die Informationsarchitektur nach Angebotsbereichen oder auch nach Zielgruppe aufgebaut werden. Wichtig hierbei: immer lieber aus dem User als aus der Organisation heraus denken.
Tipps und Kreativitätstechniken
Was bei dem Aufbau der IA helfen kann, ist, die einzelnen Seiten/Themen zum Beispiel auf ein Post-It zu notieren. Diese können dann auf einem grossen Tisch oder am Boden als Organigramm hingelegt werden. Dies ist vor allem hilfreich, wenn die Informationsarchitektur im Rahmen eines Workshops erstellt wird. Die Seiten lassen sich dadurch einfach verschieben und neu anordnen.
Optimal ist natürlich ein User Testing mit aktuellen und potenziellen Usern aus der Zielgruppe. Sofern dies aus zeitlichen oder ressourcentechnischen Gründen nicht möglich ist, ist es dennoch wichtig, den Blick auf die Zielgruppe nicht zu verlieren. Wir arbeiten jeweils mit Personas sprich repräsentativen fiktiven Personen als Stellvertreter für eine Zielgruppe. Diese sind während des ganzen Projekts stets im Hinterkopf zu behalten. Auch bei der IA ist zu prüfen, ob alle Bedürfnisse und Fragen der Personas beantwortet werden. Wir haben gute Erfahrungen mit sogenannten Persona Checks gemacht.
Auch ein hilfreicher Tipp: Eine IA definieren und dann eine Nacht darüber schlafen. Mit einem frischen Blick fällt dann sicher die eine oder andere Optimierung und Verbesserung auf.
Informationsarchitektur soll ausgewogen ein
Eine Informationsarchitektur sollte ausgewogen sein. Dies hat verschiedene Aspekte. Mindestens die (Haupt-)Kategorien eine etwa gleiche Anzahl an Unterkategorien aufweisen. Wenn zum Beispiel die eine Kategorie 10 Unterkategorien oder Unterseiten hat und die anderen jeweils nur 2, ist zu prüfen, ob das so ideal ist. Dies impliziert, dass diese Kategorie viel wichtiger ist als die anderen. Das kann natürlich zutreffen und ist dann auch durchaus plausibel. Oft tendieren Unternehmen dazu, den «Über uns»-Bereich auszublasen, viele Unterseiten anzufügen und dementsprechend eine grosse Relevanz zu geben. Wenn man jedoch aus Usersicht denkt, wollen da wohl die wenigsten Statuten, Leitfaden und Co. sehen. Das Angebot sollte dabei im Vordergrund stehen und dies ist entsprechend in der Informationsarchitektur auch abzubilden.
Zudem empfehlen wir von Kategorien, die nur eine Unterseite aufweisen, abzusehen. Entweder sind die Inhalte der geplanten Unterseite auf der übergeordneten Seite abzubilden oder es sind mehrere Unterseiten – mit eigenen Themen – zu erstellen.
Flache oder tiefe Hierarchie?
Grundsätzlich ist eine flache Hierarchie empfohlen. Somit bleibt die Informationsarchitektur übersichtlich. Auch hinsichtlich der User Experience (UX) einer Informationsarchitektur ist eine flache Hierarchie sinnvoll. Die User sollten mit möglichst wenig Klicks auf die gewünschte Seite gelangen. Ist die Hierarchie tief, sind viele Klicks notwendig. Auch für die Rankings in den Suchmaschinen sind flache Hierarchien von Vorteil. So wie sich User durch die Website klicken, crawlen auch die Google Bots die Seite und folgen den Links. Je weiter unten in der Hierarchie resp. verschachtelt die Seiten sind, desto weniger relevant sind sie für Google.
Sofern man nicht um eine tiefe Hierarchie herumkommt, können Verlinkungen z.B. auf der Startseite auf wichtige Unterseiten helfen, damit User und Google diese auch finden. Grundsätzlich sollten die für User und SEO wichtigsten Seiten so weit oben wie möglich in der Hierarchie angesiedelt sein.
Drei bis sieben Menüpunkte definieren
Hinsichtlich der Navigation sollte auch die Anzahl Menüpunkte ausgewogen sein. In der Informationsarchitektur wäre das dann die oberste Hierarchiestufe. Wir empfehlen da mindestens drei und maximal sieben Menüpunkte zu definieren. Die Anzahl kommt natürlich ganz auf den Umfang und Art des Inhalts und die Ziele der Seite an. Bei einer Microsite oder Onpage-Landingpage können ausnahmsweise auch weniger Menüpunkte sinnvoll sein. Bei einer «normale» Unternehmensseite jedoch sollte der Tipp beachtet werden.
Zudem ist auch die Reihenfolge der Menüpunkte resp. Kategorien zu beachten. Eine geeignete Möglichkeit ist da, nach Relevanz vorzugehen. Die erste Kategorie sollte dabei die wichtigste sein – möglichst aus der User-Perspektive heraus gedacht. Üblicherweise deckt dann die letzte Kategorie den «Über uns»-Bereich ab.
Fazit
Die Struktur einer Website steht und fällt mit der Informationsarchitektur. Ist diese nachvollziehbar und nach Themen gegliedert, finden die User die Inhalte, die sie suchen. Wenn ihr zudem früh im Prozess SEO miteinbezieht, hilft die Informationsarchitektur für mehr Sichtbarkeit in den Suchmaschinen. Es ist also wichtig, genügend Zeit und Ressourcen für das Erstellen der Informationsarchitektur einzuplanen.
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