Clubhouse App: the hype is real – but sorry; invite only
Seit Ende letzter Woche spricht die Online-Bubble über nichts anderes mehr. Die Audio-only-App Clubhouse hält im deutschsprachigen Raum Einzug. Doch was hat es mit der App auf sich, wie funktioniert sie, was ist am Hype dran und gibt es auch kritische Stimmen?
Schauen wir zurück: wie kommt ein Hype im deutschsprachigen Raum an. Es ist Anfang des Jahres, eine Freundin fragt mich, ob ich Clubhouse schon kenne. Das sei eine neue App aus änät em Teich. Sie hat bei einem US-Influencer auf Instagram davon gehört. Meine Antwort: noch nie gehört.
Wir spulen ein paar Tage vor: auf Twitter stolpere ich nun immer mal wieder über den Namen Clubhouse. Auch Deutschsprachige nehmen die App nun wahr. Dann, wir haben Samstag den 16. Januar: meine (Insta-)Bubble wird geflutet von Clubhouse-Nennungen. But sorry, invites only. Das Gerangel um die heissbegehrten Einladungen geht los. Denn die im März 2020 gelaunchte App befindet sich noch immer in der Betaphase und ist auch nur auf iOS nutzbar.
Was ist Clubhouse und wie funktioniert es?
Aber wie so oft: was (künstlich?) verknappt wird, kann einen Hype auslösen. Schauen wir uns die App mal genauer an: Clubhouse ist Audio-only. Und zwar Live-Audio. In unterschiedlichen Rooms finden Gespräche statt. Fast ein wenig, wie von Radiostation zur Radiostation zu zappen, nur ohne das Musikprogramm. In der Deutschsprachigen Bubble findet man aktuell viele Fachtalks aus der Online- und Tech-Bubble. Aber auch leichtere Themen, wie Musicsessions und Reviews, Astrotalks oder einfach gemeinsames TV schauen und darüber quatschen mit TV-Moderator Joko Winterscheidt. Und genau das macht auch den Reiz aus: denn einige Promis und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens haben ihren Weg zu Clubhouse gefunden. Wer schon immer mal mit Thomas Gottschalk oder Oprah quatschen wollte, ist hier gut aufgehoben. Networking über alle Grenzen hinweg und auch mit grossem Personal Branding Potential.
Wie funktionieren Rooms und wie kann man einen eröffnen?
Eins vorneweg: Rooms kann jeder eröffnen. Auch du kannst ein Gespräch starten und andere dazu einladen. Solange du in deinem Profil aber noch wenige Follower hast, werden wohl kaum Leute den Weg in deinen Raum finden. Meist schliessen sich ein paar User zusammen, der Organisator ist automatisch Moderator, und kann die sogenannte virtuelle Bühne auch anderen zur Verfügung stellen. So findet man in Rooms meist eine Handvoll an Moderatoren (die auch wechseln können) und eine Anzahl an User (Begrenzung liegt scheinbar bei 5’500), die still zuhören. Via Funktion «Handzeichen» kann ein User sich melden, und vom Moderator auf die Bühne gebeten werden, um zu sprechen.
Ist Clubhouse spannend für Unternehmen?
Künftig? Ich sehe Potential, sofern die App den Wandel vom Hype zum Alltag schafft. Denn aktuell untersagen die AGB der App die kommerzielle Nutzung noch. Auch wenn ich bereits jetzt immer wieder Branded Talks (sogar mit Rabattcodes in der Beschreibung) in Zeitplan sehe (Screenshot dazu fehlt). Denn Rooms kann man auch terminieren. Will heissen, man setzt eine Diskussion an auf einen bestimmten Zeitpunkt. Im Zeitplan werden dann die geplanten Talks festgehalten. So kann sich jeder User für ihn interessante Gespräche vormerken. Für Unternehmen und auch Medien ist es sicherlich eine spannende Plattform um Experten Talks durchzuführen, oder eine spontane Besprechung von brandaktuellen Geschehnissen umzusetzen. Auch eine Nachbesprechung von Podcastfolgen kann ich mir vorstellen, um hier einen Bogen zu anderen Instrumenten zu spannen.
Timetable: was für Talks stehen an Timetable: was für Talks stehen an
App mit hohem Suchtpotential
The FOMO is real. Dadurch, dass man von Room zu Room hüpfen kann, überall reinhören und Gesprächen zu unterschiedlichsten Themen lauschen kann, birgt die App ein hohes Suchtpotential. Was natürlich ganz im Sinne der App-Gründer ist. Denn so wird die Verweildauer gesteigert. Ich habe von Usern gehört, die am Wochenende beispielsweise bis zu 20 Stunden in der App festgesteckt sind. Denn für Menschen, die gerne ihre Meinung kundtun, ist es fast wie ein gutbesuchter Stammtisch in der Kneipe. Egal welches Thema, man kann überall mitreden und seinen Senf beitragen.
Gibt es auch kritische Stimmen zu Clubhouse?
Aber natürlich. Mit jedem Hype werden auch die kritischen Stimmen laut. Zum einen ist die App audio-only. Also nicht barrierefrei zugänglich. Zudem birgt sie ein Potential für unkontrollierte Diskussionen, denn es gibt keine globale Moderationsstelle (seitens des Unternehmens). Es gibt zwar Meldefunktionen, was heisst, dass ein individueller Moderator gewisse User in seinem Room melden kann, ansonsten gilt hier aber: jeder kann seine Meinung kundtun und Rooms eröffnen. Die Themen werden nicht geprüft oder freigeschaltet. Zudem stösst das invite-only Prinzip sauer auf. Auch dass die App bisher nur mit iOS genutzt werden kann. Auch die Notwendigkeit zur Freigabe der eigenen Kontakte (benötigt, um invites zu versenden) wird scharf kritisiert.
Ich bin sehr gespannt, wie sich die App weiterentwickeln wird. Denn das User Interface wird als sehr spartanisch bewertet. Auch wenn dies der Orientierung dient, fehlen doch einige nützliche Funktionen. Virtuelle Reaktionsmöglichkeiten bei Talks fehlen komplett, alles läuft über Audio. Auch stellt sich die Frage nach der Aufzeichnung der Inhalte und wie es eigentlich mit dem Datenschutz aussieht. Hier sind einige Mängel festzuhalten, vor allem wenn es um unsere europäischen Bestimmungen geht.
Trotzdem: was Clubhouse bietet, den engen virtuellen Austausch mit bekannten und auch unbekannten Menschen, ist bis dato einzigartig. Das Konzept der App ist neu und wird sicherlich aufgrund der aktuellen Lage, in der sich das Weltgeschehen befindet, nochmals begünstigt.
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