Printmedien im Online Zeitalter. Paywall als Lösung?
Print Medien leiden unter der Gratiskultur im Web, die sie mit der kostenlosen Publikation ihrer Inhalte lange Zeit selber mitgeprägt haben. Gibt es einen Ausweg?
Die Zahlungsbereitschaft für Informationen im Web scheint gegen Null zu gehen – besonders dann, wenn die gleichen Informationen nur einen Klick weiter ohnehin für Lau erhältlich sind.
Das zeigte auch eine kleine Umfrage im Rahmen des Vortrags von Dr. Peter Hogenkamp anlässlich des HSG Alumni Forums 2013: Auf die Frage „Warum haben Sie kein digitales News-Abo“ antworteten zwei Drittel mit „Ich nutze Gratis Angebote“. Ein Viertel der Befragten sagte, es sei ihnen zu teuer. Und die Übrigen kennen keine solchen Angebote.
Doch Hogenkamps Referat zum Thema „Herausforderungen der Digitalisierung aus Sicht der NZZ“ zeigte auch, dass die Medienhäuser zwar das Problem erkannt und auch erste Ansätze haben, aber noch weit weg von einer pauschal funktionierenden Lösung sind.
Die NZZ hat– wie allseits bekannt sein dürfte – als Vorreiter in der Schweiz im letzten Herbst eine Paywall hochgezogen. Im sogenannte „metered model“ bei dem die ersten 20 Artikel gratis sind, und der Leser erst danach zur Kasse gebeten wird. Mit bisher erschreckend geringem Erfolg. Weniger als 1000 Leser konnten scheinbar bis dato zu digitalen Abonnenten konvertiert werden. So die W&V.
Doch das schreckt andere Verlage nicht unbedingt ab. So hat nun auch die Bild Zeitung unlängst damit begonnen, ihre digitalen Inhalte kostenpflichtig anzubieten. Mit einem nur kommunikativ anderen Ansatz. Bei der grössten Deutschen Boulevard-Zeitung nennt man das einfach „Bild +“ und suggeriert den Lesern, dass sie gegen einen kleinen Beitrag zusätzliche hochwertige Inhalte bekommen. Und das Ganze zu einem Einstiegs-Angebot von EUR 0.99 im ersten Monat. Danach kostet das Abo monatlich EUR 4.99.
Derweil hat der Blick die Einführung der Paywall noch etwas verschoben – vermutlich will man bei Ringier die Erfahrungen bei Bild abwarten und so Anfängerfehler vermeiden.
Und während man sich also bei einigen Zeitungen Gedanken um die Monetarisierung digitaler Inhalte macht, haben andere ohne Aufwand eine faktische „Mobile Wall“ installiert: Gemäss einer durch Horizont publizierten Untersuchung von Vibrant Media haben nämlich zwei Drittel aller Print-Titel noch keine mobile Website. Die brauchen dann wenigstens keine Angst zu haben, dass die User zu viel von ihren Inhalten kostenlos konsumieren.
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