Verschmelzung der Medien in Schweizer Volksabstimmungen
Über die Abstimmungen vom letzten Sonntag wurde viel geschrieben. Sogar die NY-Times berichtete über den Ausgang der Minder-Initiative. Glaubt man den dortigen Kommentaren, verwechselte der entsprechende Journalist erst Schweden mit der Schweiz. Viel spannender als diese Randnotiz ist aber die Berichterstattung des Tagi-Online. Denn hier trafen Blogger und Twitterer zusammen und zeigten die Möglichkeiten der Onlineausgabe eines Printmediums auf.
Der Live-Ticker zu den Abstimmungen in der Schweiz war aus Online-Sicht besonders interessant. Statt umständlich ein Zitat eines Politikers abzuschreiben und zu kommentieren, wurde ganz einfach der Tweet des Politikers im Ticker abgebildet. Dasselbe gilt für Hochrechnungen oder Angaben des gfs. Es hiess dann nicht, „das gfs Bern rechnet mit einer Stimmbeteiligung von 45%“ sondern einfach:
Aber nicht nur das: Zwei Polit-Experten bloggten live im Tagi-Online über das Abstimmungsgeschehen. Und die User konnten sich via Facebook, Twitter, Google+ und weiteren Accounts in die Diskussion einmischen. Allerdings muss man sagen, dass weiniger Interaktionen stattfanden, sondern vielmehr Reaktionen. Die User schrieben also vermehrt ihre Meinung in Form von Statements zu den einzelnen Abstimmungsresultaten.
So wird eine Abstimmung zum Ereignis
Man könnte eigentlich auch einfach das Resultat abwarten und sich am Abend in den Nachrichten überraschen lassen. Denn die Würfel sind in der Regel bereits gefallen. Es ist nicht dasselbe wie bei einem Fussballspiel zum Beispiel, wo das Resultat (hoffentlich) nicht vorgezeichnet ist. Nichtsdestotrotz ist ein solcher Abstimmungssonntag ein Event. Erst recht, wenn die User respektive Bürger in die Berichterstattung miteinbezogen und Teil davon werden. Überdies werden noch ein letztes Mal für eine längere Zeit Argumente zu einem Thema ausgetauscht.
Für viele Politikinteressierte ist eine Abstimmung eine sehr emotionale Sache. Sie haben sich eine ganze Weile mit einer Frage beschäftigt, darüber geredet und debattiert. Für sie sind die Online-Medien eine geeignete Plattform, um kurzfristig ihre Gefühle auszudrücken. Von „Olé-Olé-Olé“ bis zu „Scheissdemokratie“ ist jeweils alles dabei.
Fazit: Die Medien verschmelzen. Klassische Medien benutzen Inhalte von Online-Medien und umgekehrt. Man sieht aber immer mehr, wie zum Beispiel Twitter ein Thema in den klassischen Medien wird – zumindest habe ich das Gefühl, dass diese Variante in den letzten Jahren zugenommen hat.
Innerhalb der Online-Medien ist eine Verschmelzung nichts anderes als logisch. Die Verknüpfung von Social Media mit einem Blog oder einer Website ist ja auch das Natürlichste der Online-Welt.
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