Pro Juventute und die Cyber-Mobbing-Kampagne
Pro Juventute widmet sich in ihrer aktuellen Kampagne dem Cyber-Mobbing. Mit TV-Spot, Microsite und Facebook-App blasen sie zum Kampf gegen dieses neuerliche Phänomen, das nun von vielen Medien auf die Agenda gesetzt wird. Doch auch kritische Stimmen werden laut: Cyber-Mobbing sei hierzulande (noch) kein so zentrales Problem, sagen sie…
So ist Cyber-Mobbing
Ja, Cyber Mobbing kann schlimme Ausmasse annehmen. Dies beweist beispielsweise die traurige Geschichte von Amanda Todd, die sich deshalb das Leben nahm. Vor ihrem Tod hält sie ihre Geschichte in Form von Kärtchen auf einem YouTube Video fest.
Solche Nachrichten sensibilisieren uns für das Thema „Cyber Mobbing“ und lassen uns bei der Erwähnung des Begriffs aufhorchen. Wohl jeder von uns hat irgendein peinliches Foto in einer alten Fotokiste oder auf einem Speicherstick. Und man ist froh, gelangen diese nicht in das World Wide Web sondern bleiben unberührt, wo sie sind.
Nur schon der Gedanke an die Ohnmacht und das völlige Ausgeliefert-Sein bei Cyber-Mobbing legt den Schluss nahe, dass hier Prävention betrieben werden muss, denn wird jemand erst einmal online gemobbt, ist es meist zu spät. Bei den hohen Opferzahlen ist das eine ernstzunehmende Bedrohung. Oder etwa nicht?
Kampagne der Pro Juventute
Pro Juventute startete eine Cyber-Mobbing-Kampagne mit TV-Spot, Microsite und Facebook-Application. Einerseits möchten sie die Thematik stärker ins Licht rücken und somit Präventivarbeit leisten, andererseits promoten sie damit ihr telefonisches Beratungsangebot (Nummer +147).
Und so funktioniert die Facebook-App: Der User sieht ein Bild vor sich, welches aus 775 Quadraten besteht. Es zeigt ihr Kampagnenbild, also den traurigen Jungen, in dem vier Mauspfeile stecken. Nun kann der User symbolisch ein Zeichen setzen, indem er auf eins dieser Quadrate klickt und es somit verändert. Hinter den Kacheln verbirgt sich derselbe Junge, aber mit einem positiven Ausdruck. Im unteren Bereich verbirgt sich eine Message, welche zum Zeitpunkt des Verfassens dieses Blogposts noch nicht aufgedeckt ist.
Für die Viralität des Ganzen sorgt eine Funktion, welche nach dem Mitmachen (und der Erlaubnis!) einen Post auf der eigenen Pinnwand absetzt. Dieser wiederum verlinkt natürlich wieder auf die Facebook-App. Auch die Pinnwandeinträge widmen sich inhaltlich gezielt der Kampagne. Kleiner Wehrmutstropfen der App könnte übrigens sein, dass zum Beispiel das Gesicht des Burschen bereits vollständig aufgedeckt ist. Wer will dann noch ein Quadrat aufdecken, welches bestimmt nichts Spannendes mehr verbirgt?
Klassische Medien als Passagiere im Cyber-Mobbing-Zug
Trotzdem hat die Pro Juventute schon zahlreiche Fans dazugewinnen können und auch die klassischen Medien – sicherlich auch aufgrund ihres TV-Spots – haben sich der Thematik angenommen. So befasst sich beispielsweise der „Club“ im Schweizer Fernsehen am 30.10. mit diesem Phänomen.
Doch die Kampagne erntet auch Kritik: In der „Neuen Zürcher Zeitung“ wird ihnen vorgeworfen, sie versuchten mit einem Problem, welches gar nicht akut und nur in kleinem Ausmass vorhanden sei, Kapital zu schlagen. Im Verhältnis zu anderen Problemen von Kindern und Jugendlichen sei das Cyber-Mobbing nur wenig verbreitet.
Was haltet Ihr von der Kampagne? Ist oder wird Cyber-Mobbing in der Schweiz ein dringliches Problem, welches durch eine solche Sensibilisierungsmassnahme eingedämmt und den Jungen am Telefon geholfen werden kann? Oder instrumentalisiert Pro Juventute diesen Gegenstand bloss, um an Spendengelder zu kommen?
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