Der Hype anonymer Messenger-Apps: Ursprung und Zukunft
Lange ist es her. 2016 nämlich hat sich xeit Praktikantin Cécile die neusten Jodel in ihrer Umgebung auf dem Handy angeschaut und sich Gedanken über den Ursprung der App und über deren Erfolg in der Schweiz gemacht. Mit einem Blick in die Zukunft verglich sie deshalb die Jodel App mit anderen anonymen Messenger-Apps. Nun ist es 2022 und es folgt ein Update. Wie hat sich Jodel verändert und welche Konkurrenten gibt es noch?
Die Geschichte der Anonym-Apps
Der Vorläufer von Jodel war TellM. Mit dieser App konnte man nur unter Freunden „jodeln“. TellM griff auf die Kontakte des Smartphones zu , sodass man sich ein Netzwerk unter Freunden aufbauen kann. Mit dieser App versuchte der Jodel-Gründer Alessio Borgmeyer, zusammen mit drei anderen Kollegen, durchzustarten. Genau zu der Zeit, als bereits zwei andere anonyme Nachrichten-Apps, nämlich Secret (seit Januar 2014 auf dem Markt) und Whisper (seit März 2012 verfügbar), in den USA gegeneinander konkurrierten.
Die ebenfalls bekannte App Yik Yak existiert seit Ende Jahr 2013 und wurde von zwei amerikanischen College-Absolventen entwickelt. Die App ist in den USA ähnlich beliebt wie die in der Schweiz beliebte App Jodel. Yik Yak ist ein direkter Vorläufer von Jodel, geniesst den Erfolg jedoch hauptsächlich in den USA.
Die Jodel-App
Geschichte der Schweizer Jodel App
Alessio Avellan Borgmeyer, ein Aachener Student einer technischen Hochschule, hat die App, die im Jahr 2014 startete, im Alter von 24 Jahren entwickelt.
Man sieht nur die Jodels im Umkreis einiger Kilometer Entfernung vom eigenen Standort. So kriegt man auf authentische Weise mit, was in seiner Umgebung so abgeht. Man kann also mit wildfremden Personen, die sich in der Nähe befinden, über irgendein Thema sprechen und so kommunizieren, wie es einem gerade passt. Dabei muss man nicht zweimal überlegen, bevor man einen Text eintippt, da niemand weiss, von wem er stammt. Die App hat sich bisher auch als eine Art Frage/Antwort-Forum bewährt, in dem immer wieder mal ein User eine persönliche Meinungsfrage äussert, besonders was Themen wie Liebe und Sexualität betrifft.
Als User einer App wie Jodel muss man sich nicht ärgern über ein veraltetes Profilbild und sich den Kopf zerbrechen über die Meinung anderer wie zum Beispiel auf Facebook. Stattdessen kann man seinen „fame“ still und heimlich oder im Kreis von Freunden feiern, wenn auf der App nach einem Post plötzlich der Karma-Pegel steigt.
Und was ist «secret swiss jodel»?
Secret Swiss Jodel ist kein Teil der offiziellen Jodel App. Nachdem Jodel die Moderation des Contents verbessert hatte und keine Contents für Erwachsene mehr erlaubt war, gab es rasch einen Klon der App. Das Design dieser kopierten App sieht recht ähnlich wie das der offiziellen Jodel App aus. Der Sinn und Zweck von Secret Swiss Jodel sowie die Inhalte sind jedoch ganz anders. Die Anonymität wird genutzt, um Content für Erwachsenden auszutauschen. Aus Sicht des Onlinemarketing ist dieser Klon von Jodel somit weniger interessant. Das Problem ist ganz ähnlich wie beispielsweise beim sozialen Netzwerk Onlyfans. Für die meisten Brands ist nur schon die Nähe zu ü18 Content ein Problem für die Brand Safety.
Wie erhält mein einen Secret Swiss Jodel Eintrittscode?
Den Eintrittscode erhält man über einen Freund oder Bekannten. Sollte man keinen Code erhalten, kann man immer noch einen Code kaufen: https://secretswissjodel.com/entrycodes. Durch die künstliche Verknappung des Zugangs versucht die geklonte App die «Exklusivität» zu erhöhen. Ein klassisches (Dark-)Pattern, um Hype für eine App zu generieren. Dabei spricht man auch von Fomo.
Jodel Ads und Jodel Werbung – kann man Jodel für Online-Marketing verwenden?
Jodel bietet verschiedene Möglichkeiten für Werbung. Vor allem, wenn deine Zielgruppe Studenten sind, ist die Jodel App eine attraktive Plattform für Ads. Welche Möglichkeiten für Jodel Ads es gibt und was Jodel Ads kosten, findest du in unserem Blogpost dazu.
Weitere Anonym-Apps / Messenger, welche anonym genutzter werden können
Es gibt eine Vielzahl an Apps oder Messenger Apps, welche eine anonyme Nutzung zulassen. Dadurch, dass mit solchen Social-Media-Apps Gerüchte, Facts und anderes verbreitet werden, bleiben sie selber im Gespräch.
Hier einige Beispiel für solche Apps:
Whisper: Anonymes Soziales Netzwerk
Hier kann jeder öffentlich auf die anderen Beiträge, die aus einem Bild mit Text darauf bestehen, reagieren, oder diese liken. Die virale Verbreitung ist durch die Bildposts besonders stark.
Secret: Anonym Geheimnisse teilen
Auch hier kann man seine Geheimnisse in die Welt hinausposaunen. Man kann nur mit den eigenen Freunden und Kontakten kommunizieren. Sobald man hier liket, sehen die Beiträge auch Freunde von Freunden. Ausserdem wird einem angezeigt, ob der Post von einem Freund oder dem Freund eines Freundes stammt. Es wird jedoch nicht angezeigt von wem.
Yik Yak: standortbasiert und anonym
Auch hier kann man die sogenannten Yaks anonym liken, disliken oder kommentieren. Jedoch sieht man nur die Yaks im Umfeld einiger Kilometer, genau wie bei Jodel. Es wird also ebenfalls die Standortfunktion verwendet.
TellM App: Der Vorgänger von Jodel
Der Vorgänger von Jodel hat schon ganz ähnlich funktioniert. Diese App ist heute nicht mehr erhältlich.
Anonymität: Gefahr oder Privileg?
Was Yik Yak, Jodel, TellM, Secret und Whisper verbindet, ist klar: Die Anonymität. Bei diesem Wort denken viele Leute gleich an schlimme Folgen in Zusammenhang mit Cyber Mobbing. Dies nicht zu Unrecht. In den USA kam Yik Yak beispielsweise in die Schlagzeilen durch eine anonyme Bombendrohung. Die Täter dieses geplanten Bombenanschlages konnten jedoch rechtzeitig identifiziert werden. Ganz so anonym sind Jodel und Co. also doch nicht. Denn der Betreiber der App kann jeden Nutzer der App ausfindig machen.
Zukunft anonymer Nachrichten-Apps
Für die heutige «Generation Smartphone» bieten solche Anonym-Apps diverse Vorteile gegenüber Facebook & Co. Denn heute muss alles flüchtig und schnell sein. Falsche Informationen, Gerüchte, Mobbing etc. sind zwar nach wie vor die Argumente von Kritikern. Doch die Vorteile für die jungen User überwiegen. Sie sehen solche Apps wie Jodel oder Yik Yak als Befreiung vor Zwängen, die uns Facebook und Co. aufdrücken. Man kann seine Internet-Maske ablegen und direkt hier und jetzt das von sich geben, was einem durch den Kopf geht.
Wir leben in einer Welt der mobilen Kommunikation, in der Adjektive wie „flüchtig“ oder „anonym“ voll im Trend sind. Dies wird nach Céciles Meinung nach auch in Zukunft so bleiben.
Die Vorhersage von Cécile war korrekt. Die anonymen Apps sind weiterhin rege im Gebrauch und Anonymität sowie Datenschutz gehören zu den grössten Themen der aktuellen Digitallandschaft.
Dieser Artikel wurde am 12. August 2016 von Cécile erstellt sowie erfasst. Die Aktualisierung stammt von Oliver Hunziker.
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