Die jüngste Religion: Filesharing
“Kopiere und teile. Von einem zu allen, von allen zum einen. Austausch ohne Anfang und ohne Ende. Alles zu jedermanns Freude und jedermanns Freude an allem.” So könnte ein sogenanntes Interaktionstreffen der Kopimistischen Missionskirche beginnen.
Nach etwa einem Jahr und nur zwei Korrekturen am Antrag sind die Kopimisten in Schweden eine offiziell anerkannte Religion. Der 19-jährige Gründer Isak Gerson studiert Philosophie und bezeichnet sich als spirituellen Führer dieses Glaubens.
Heilige Symbole
Die Bezeichnung Kopimisten ist auf den englischen Begriff „copy me“ zurückzuführen.
Die Befehle CTRL+C sowie CTRL+V (Tastenkürzel für kopieren und einfügen) gelten als heilige Symbole für die Anhänger der Religion. Im Gegenzug ist ein Kopierschutz eine Sünde.
Die Anhänger glauben, dass sich der Wert von Informationen durch Kopieren und Verteilen vervielfältigt. Deshalb gilt der Vorgang als wichtig und wertvoll. Z.B. ist ein Remix eines Liedes nicht als Diebstahl, sondern als Anerkennung dem Komponisten gegenüber zu werten.
Recht und Unrecht
Um der schwedischen Verfassung gerecht zu werden, müssen aber auch „Gottesdienste“ stattfinden um als Religion auftreten zu dürfen. Zu diesem Zweck wurden sogenannte Interaktionstreffen sowie Kopier- und Remix-Rituale eingeführt. Diese Versammlungen können auch via Internet abgehalten werden.
„Freiheit, allein oder zusammen mit anderen seine Religion ausüben zu können“ ist die Definition von Religionsfreiheit der schwedischen Verfassung. Auch wenn diese als absolut gilt, schützt auch eine offizielle Mitgliedschaft bei den Kopimisten nicht vor strafrechtlicher Verfolgung bei Urheberrechtsverletzungen.
Seien wir gespannt welchen und wieviel Einfluss auf die Gesetzgebung rund um das Urheberrecht die Kopimisten noch haben werden. Den neuartigen Ansatz finde ich auf jedenfall bemerkenswert, wenn auch nicht ganz ernstzunehmend.
[Bildquelle: nordic-vikings.net]
[Informationsquellen: taz.de, zeit.de, wikipedia.org]
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