Worldbuilding – warum es für ein gutes Storytelling so wichtig ist

Wenn wir dank guten Lesestoffes in andere Welten abtauchen, dann liegt das oftmals nicht nur an der packenden Handlung und den interessanten Charakteren. Auch die Welt, in der die Geschichte sich dreht, ist für das Storytelling unumgänglich. Wie man eine solche aufbaut und warum das Worldbuilding auch in der Werbung nützlich ist, erklären wir hier.

Einmal Gott spielen

Nun ja, so grössenwahnsinnig geht es dann doch nicht zu. Obwohl … fast könnte man es meinen, schliesslich bestimmt beim Worldbuilding, also bei der «Weltenbildung/Weltengestaltung», der Autor nach welchen Regeln seine Geschichte spielt. Besonders im Fantasy Genre gehört Worldbuilding zu einer glaubwürdigen Handlung dazu. Aber auch in anderen Literaturbereichen – und auch im Marketing – ist es wichtig, sich elementaren Fragen wie «wo spielt meine Geschichte?» «Gibt es Gottheiten/Religionen oder etwas anderes in der Geschichte, zu denen die Figuren aufblicken?» zu stellen.

Im Idealfall geschieht dies in der Anfangsphase. Also, bevor die Handlung ihren Lauf genommen hat, Charaktere bereits ausgeschrieben wurden und wichtige Punkte in der Geschichte gefestigt und nicht mehr veränderbar sind. Aber natürlich ist die Realität ganz anders, weswegen es oft vorkommt, dass erst im Nachhinein oder sehr spät in der Planung der Geschichte das Worldbuilding überhaupt eingesetzt oder erstellt wird. Um eine glaubhafte Welt erschaffen zu können, muss man sich aber die physischen, sozialen und moralischen Aspekte der Welt ausdenken. Für einige mag das ganz intuitiv kommen, für andere ist dieser Prozess beschwerlich.

Wie man Worldbuilding richtig macht

Egal, wo ihr gerade mit eurer Geschichte steht – ob noch bei der Recherche, beim Brainstorming oder beim ersten Entwurf – wichtig ist, dass ihr euch mit dem Worldbuilding einmal auseinandergesetzt habt. Wie sehr, darf natürlich jeder für sich entscheiden. Besonders Anfängern kann dies helfen, um für spätere Projekte einen gewissen Ablauf und eine Sicherheit aufzubauen. Es hilft aber auch, als Autor einen strukturierten Überblick über seine Geschichte zu erhalten.

Diese Fragen sollten geklärt werden:

• Wo spielt sich die Geschichte ab? (Ist es ein fiktives Land und wenn ja, wie heisst es?)
• Welche Flora und Fauna gibt es dort?
• Wer sind die Protagonisten?
• Welche Geografie herrscht dort? (Berge, Wüste, Dauerregen etc.?)
• Welches Essen ist üblich? (Gibt es regionale Unterschiede?)
• Welche Währung gibt es?
• Wie ist die Bildung der Figuren?
• Welche Technologie wird verwendet? (Mittelalter, Steam-Punk, modern, etc.)
• Wie ist die Regierungsform? (Monarchie, Demokratie, Diktatur…)
• Gibt es Magie? (Wenn ja, wie funktioniert sie?)
• Welche Gesellschaftsschichten gibt es?
• Wie ist der Umgang mit Sexualität?
• Welche Bräuche und Sitten gibt es?
• Etc.

Natürlich gibt es noch weitaus mehr Fragen, denen man sich stellen sollte. Es hängt aber davon ab, was für eine Geschichte geschrieben wird und welche Aspekte hineinpassen. Grundsätzlich sollte man sich aber ausreichend Notizen machen, damit keine Ideen und neuen Erkenntnisse verloren gehen.

Hilfestellungen im Worldbuilding

Jeder Schreiberling weiss, dass der Anfang der schwerste Teil ist. Dieses Muster kommt auch im Worldbuilding vor. Wer also nicht weiss, wie er anfangen soll, der kann sich an folgenden Punkten entlang hangeln:

• Orientiert euch an der realen Welt. Können gewisse Aspekte übernommen werden? Wo könnte man Verbesserungen machen, wo Verschlechterungen?
• Wenn eine Regel für die neue Welt definiert wurde, sollte man weiterspinnen. Was könnten Konsequenzen sein? Wie könnte die Regel umgangen werden?
• Betrachtet eure Welt aus den Augen der Leser. Könnte noch etwas fehlen, damit sie alles korrekt verstanden haben? Gibt es Unklarheiten, die man noch besser ausarbeiten muss?
• Driftet nicht zu sehr ab. Mehr ist nicht immer mehr. Wenn euch eure Welt nicht mehr gefällt, tretet einen Schritt zurück und streicht eure neuen Regeln.
• Und zum Schluss: könnt ihr eure Welt in einfachen Worten einem Fremden beschreiben? Haben eure Zuhörer vielleicht gute Inputs? Schreibt euch am besten alles auf, damit nichts verloren geht.

Worldbuilding in der Werbung

Wenn die Weltenerschaffung auch eher ein Ding des Fantasy und Sci-Fi Genres ist, kann es durchaus nützlich in Bereichen der Werbung sein. Denn auch für gewisse Online-Marketing Kampagnen, TV-Werbespots oder sonstige Marketingmassnahmen gibt das Worldbuilding der ganzen Idee ein Konstrukt. Besonders bei mehrphasigen Kampagnen lohnt es sich, einen Konzepter, Storyteller oder einen Character Designer mit an Bord zu holen. Denn er kann massgeblich zum Look-and-Feel des Ganzen beitragen. Auch hier möchte man, dass die Glaubwürdigkeit besonders hoch ist. Schliesslich würde niemand das Produkt kaufen, wenn es zu absurd oder nicht greifbar genug ist.

Ein Beispiel für ein gelungenes Gesamtkonzept ist der Migros Spot mit Huhn Chocolate und Kuh Muffin. Auch wenn das Worldbuilding zunächst nicht als besonders präsent erscheint, wurde es trotzdem mit eingebunden. Die High-Key-Töne, die lustige Musik und die klaren tierischen Protagonisten sind im Worldbuilding bestimmt worden. So kommt durch die Definition ein stimmiges Gesamtbild heraus, an dem sich Jung und Alt erfreuen.

Fazit

Wer gute Storys schreiben möchte, der wird am Worldbuilding nicht vorbeikommen. Denn ohne, würde es der Geschichte oftmals an Tiefe und Beständigkeit fehlen. Auch für die Werbung kann es sich lohnen – besonders in der Konzeptionsphase – wenn man sich eine Liste der wichtigsten Fragen aufschreibt und diese abklärt. So steht einer stimmigen Story nichts mehr im Weg.