Wie funktioniert die CO2-Kompensation im E-Commerce?

Bequem bestellt, schnell geliefert und direkt wieder zurückgeschickt. Online-Shopping oder auch E-Commerce genannt, ist beliebt. Seit Jahren zeichnet sich in der Schweiz ein stetiger Anstieg ab. Online-Anbieter wie Galaxus oder Zalando locken vermehrt mit Klima-Kompensationsmodellen. Ob durch tatsächliche Besorgnis über die Umwelt oder eher als Aufbesserung des Image, darüber scheiden sich die Geister. In jedem Fall soll dabei der Klima-Fussabdruck einerseits sichtbar gemacht und andererseits ausgeglichen werden. Ist dieses Konzept mehr Schein als Sein oder trägt es tatsächlich zu einem Konsum mit mehr Klimabewusstsein bei?

Jeder Einkauf, ob online oder in-store, hinterlässt einen ökologischen Fussabdruck. Als Reaktion darauf bieten immer mehr Online-Shops eine freiwillige CO2-Kompensation an, bei denen Kunden abhängig vom Produkt einen zusätzlichen Beitrag draufzahlen. Meist werden zur Berechnung solcher Beträge Durchschnittswerte von Produktkategorien verwendet.

Im Schweizer E-Commerce, geht der Marktführer Digitec Galaxus mit einem guten Beispiel voran. Der Online-Anbieter Galaxus verwendet zur Berechnung des CO2-Ausstosses folgende Formel: CO2-Kompensation = Fussabdruck des Produkts in Tonnen CO2 x Preis für die Kompensation einer Tonne CO2. Der Fussabdruck eines Produktes in Tonnen CO2 ausgedrückt setzt sich aus allen Emissionen zusammen, die von der Rohstoffgewinnung bis zum Transport anfallen. Auch die Materialzusammensetzung wird berücksichtigt. Der Preis für die Klima-Kompensation einer Tonne CO2 beträgt bei den Berechnungen von Galaxus rund 20 Franken. So beträgt der Minimalbeitrag pro Produkt zwischen 10 Rappen bis maximal 5% des Verkaufspreises.

Zalando ist ein weiterer bekannter Online-Shop, der bereits im vergangenen Jahr auf den klimaneutralen Zug aufgesprungen ist. Das Unternehmen hat sich vor einem Jahr dazu verpflichtet, seinen ökologischen Fussabdruck so gering wie möglich zu halten. Das Ziel von Zalando lautet, bis 2025 klimaneutral zu produzieren. Kunden können auf der Seite mit einer Gebühr von 30 Rappen den CO2-Ausstoss ihrer Bestellung kompensieren. Bei einer Rücksendung wird der Betrag dann natürlich nicht mehr rückerstattet.

Ein Beitrag im E-Commerce – ein Freipass?

Investiert wird der CO2-Kompensationsbeitrag einerseits in Umweltprojekte, andererseits trägt er zu einer nachhaltigen Entwicklung der Menschen vor Ort bei. Der Kunde erhält durch seinen Beitrag ein Klima-Zertifikat, auch Emissionsgutschrift genannt. Ein Beweis dafür, dass mit seinem Beitrag in Klimaschutzprojekte investiert wird. So fliessen zum Beispiel Beiträge in die chinesischen Provinz Sichuan, um in sparsame Kochherde, die weniger Brennholz benötigen, investieren zu können. Weiter werden Projekte gefördert, die eine nachhaltige Landnutzung und Investition in erneuerbare Energien unterstützen.

Bei solchen scheinbar klimafreundlichen Optionen im E-Commerce ist die Gefahr allerdings gross, dass die Konsumenten den CO2-Beitrag als Freipass für die Anzahl ihrer Online-Bestellungen sehen. Was natürlich kontraproduktiv ist. Die Anbieter geben die Verantwortung gerne weiter: Nach eigenen Angaben möchte Galaxus mit seinem Kompensationsmodell gegenüber seinen Kunden vor allem Transparenz, Bewusstsein und Handlungsspielraum für die Einkauf schaffen. Der Käufer erhält dadurch die Möglichkeit, auch im Bereich des E-Commerce im Kampf um das Klima selbst tätig zu werden. Auch Zalando appelliert an die Eigenverantwortung und möchte seine Kunden und Partnerfirmen im Kauf von nachhaltiger Mode unterstützen.

Wer also gerne online shoppt, aber trotzdem umweltfreundlich einkaufen möchte, kann dies auf verschiedenen Wegen tun. Ob das einen zusätzlichen Beitrag als CO2-Kompensation beinhaltet oder einer eigens gesetzten Limitation der Anzahl Bestellungen im Jahr, beides trägt letztendlich dazu bei, dass das Bewusstsein im Online-Shopping gestärkt wird und die Folgen der Klimaerwärmung eingedämmt werden.