Ein Meeting der Extraklasse: Das World Internet Project in Paris
Vom 2.– 8. Juli findet in Paris das World Internet Project (WIP) Meeting statt. Dabei handelt es sich um eine Zusammenkunft von Forschern und Politikern aus über 25 Ländern und allen Kontinenten der Welt. Mittels einer Langzeitstudie soll die Verbreitung und Nutzung des Internets im internationalen Vergleich ermittelt werden. Mit vollem Erfolg: Bereits seit 1999 wird die Erhebung durchgeführt und ermöglicht die Analyse von politischen, sozialen und ökonomischen Implikationen der Netzentwicklung und trägt so einen wesentlichen Teil zur internationalen Internetforschung bei. Hier geht’s zu den wichtigsten Befunden für die Schweiz:
World Internet Project in der Schweiz
Jedes Land, so auch die Schweiz, führt diese Langzeitstudie durch. Verantwortlich dafür ist die Abteilung für Medienwandel und Innovation des Instituts für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung (IKMZ) an der Universität Zürich. Über 1000 Personen ab 14 Jahren wurden für diese repräsentative Studie telefonisch befragt.
Internet und Selbstkontrolle
Die Befunde zeigen auf, dass sich die Schweizer in der Welt des Internets weitestgehend wohl fühlen. Dennoch bietet das Internet unglaublich viele Möglichkeiten, um den Alltag und das Drumherum auszublenden, sei dies mittels Online-Zeitungen oder durch das das Betrachten von lustigen Facebook-Videos: Die Verwendungszwecke sind in Hülle und Fülle vorhanden. Allerdings stellt sich die Frage, inwiefern wir diesen Konsum noch im Griff haben. Die digitale Nutzung in Verbindung mit dem Gefühl, etwas Wichtiges zu verpassen, ist bei Jugendlichen, sowie auch bei Personen mit tieferem Bildungsabschluss, leicht erhöht. Eine intensive Internetnutzung erzeugt somit teilweise den Eindruck, die Umwelt nicht mehr vollständig wahrnehmen zu können. Dennoch geben über 80 Prozent der schweizer Internetnutzer an, sehr wohl zu wissen, welche Internetaktivitäten wichtig bzw. unwichtig sind. Spannend erscheint der Befund, dass 75 Prozent der Befragten sicher sind, selbst entscheiden zu können, welche Informationen sie online erhalten und welche nicht. Ebenfalls drei Viertel der Internetnutzer geben an, dass sie ihr Gerät nicht als störend empfinden, da sie die Einstellungen wunschgemäss zu verändern wissen.
Internet und Erwartungsdruck
Trotz der Einschätzung, wichtige von unwichtigen Anwendungen trennen zu können, verspürt die Hälfte der Internetnutzer einen digitalen Erwartungsdruck. Sie haben das Gefühl, im Alltag schnell auf Nachrichten antworten zu müssen. Besonders stark zeigt sich dieser Trend bei Jugendlichen und Akademikern. Grundsätzlich geben drei Viertel der Befragten an, gute Internetfähigkeiten zu besitzen, während Männer ihre Internet-Skills höher einschätzen, als Frauen. Michael Latzer, Professor für Medienwandel und Innovation an der Universität Zürich, ergänzt, dass das allgemeine digitale Wohlbefinden in der Schweiz besonders hoch ausfällt.
Replay TV und Internet-Telefonie
In den letzten Jahren hat sich bezüglich Internet-Telefonie einiges verändert. Bereits 67 Prozent der schweizer Internetnutzer verwenden Anwendungen wie Face-Time, Skype oder Whatsapp-Videotelefonie. Dies sind doppelt so viele User, als noch in den Vorjahren. Zeitversetztes Fernsehen wird bereits von der Hälfte aller Schweizer genutzt und kann seit dem Jahr 2011 ein Wachstum von 13 Prozent verzeichnen. Des Weiteren sind Online-Games bei einem Drittel aller Internetnutzer ein wichtiges Mittel zur Unterhaltung.
Internet auch wichtigste Unterhaltungsquelle
Eine besonders bedeutende Entwicklung lässt sich im Bezug auf den Unterhaltungswert des Internets aufzeigen. War der Fernseher lange Zeit Spitzenreiter der Unterhaltungsbranche, hat das Internet aufgeholt und liegt nun gleichauf mit dem TV. Allerdings ist zu erwähnen, dass persönliche Kontakte stets als wichtiger eingestuft werden, um die Freizeit zu gestalten. Ausserdem behält das Fernsehen bei den über 70-Jährigen die Vorreiterstellung.
Weitere spannende Befunde zur Internetnutzung in der Schweiz finden Sie in der aktuellen Social Media Studie. Wer mehr zum World Internet Project in Paris erfahren will, liest hier weiter.
keine Kommentare